Die hochliegende Abzweigstrecke ist ein Rest der ursprünglichen Regalanlage - eigentlich hätte es die Zufahrt zum Betriebswerk sein sollen, das seinerzeit in der selben Ebene geplant war. Durch die Neuanordnung der Elemente blieb die Strecke quasi über, nun sind es zwei Ausziehgleise für den Kopfbahnhof - nicht ganz unproblematisch, weil es nun eine leider notwendige Segmenttrennung quer durch eine Bogenweiche gibt.
Zu Beginn habe ich mal alle vorhandenen Bauteile auf einer großen Spanplatte angeordnet, um die neue Trasse zu finden. Von der Regalanlage waren Halbreliefgebäude vorhanden, die natürlich weiterverwendet werden sollten. Mit einem einfachen Zeichenprogramm habe ich in die Fotos hineingemalt, wie das etwa aussehen könnte.
Dann habe ich aus Polystyrolplatten ein Modell im Maßstab 1:10 gebaut, um mir die wahren Höhen besser vorstellen zu können. Angangs wollte ich außerhalb des Streckengleises gegenüber der Zugförderung eine Straßenbahnremise und Schotterrutschen anordnen, die beiden Hallen (Heizhaus und Remise) nebeneinander wären aber langweilig gewesen.
Im Lauf der weiteren Planung ergab sich dann, dass die Strecke für die Kohlerutschen zu hoch liegt - schade, das wäre ein gutes Motiv geworden. Auch andere Ideen wie ein Übergabegleis von der Drehscheibe zur Straßenbahn gingen sich doch nicht aus. So erhielt die Strecke rechts eine hohe Stützmauer; nach links fällt das gedachte Bestandsgelände ab, dort löst sich die Strecke in Viadukten auf. Eventuell könnte man diese Strecke irgendwann mit einer Brücke zu einem zweiten Schattenbahnhof weiter führen, allerdings ergibt das betrieblich nicht allzu viel Sinn: Dem Kopfbahnhof fehlen Abstellgleise, nicht eine zweite Hauptstrecke.
Für die Arkaden habe ich einen Brückenbausatz von Kibri ausgeschlachtet (39720, Hölltobel-Viadukt). Das Mittelstück des Hauptbogens hat dann gut als kleine Steinbogenbrücke über die Hauptstrecke gepasst.
Als kleine Reminiszenz an die Idee der Schotterrutschen habe ich mir einen Schrägaufzug für Kohleloren ausgedacht - die angelieferte Kohle wird für eine Hinterhoffabrik benötigt und gedachterweise unter dem ersten Viaduktbogen in Loren geschaufelt, dann bringt sie ein Aufzug nach oben, wo sie händisch in die Fabrik gerollt werden. Unglaubwürdig? Nein! So eine Situation habe ich gerade in einem Keller in der Wiener Innenstadt vorgefunden (rechtes Bild)! Die Kohle wurde von der Straße in den Keller geschaufelt und mit der Lore zu einem großen Ofen etwa 30 Meter weiter gerollt.
Da sich die alte Fabrik über dem Tunnel der Hauptstrecke als nicht praktikabel herausgestellt hat (Eingriff nur sehr kompliziert möglich), konnte die Hochtrasse gleichzeitig etwas verbreitert werden. Damit konnte ich 2015 ein Gleis zulegen. In weiterer Folge ergab sich dann 2016 ein Neubau des Fabrikplateaus und der Bahnhofseinfahrt mit einer erneuten Änderung der Gleislage auf der Hochstrecke.
Zuletzt baute ich noch weitere Segmenttrennstellen ein, um den linken Viaduktteil herausnehmen zu können, das war nötig, um den Weichenantrieb dort warten zu können. Insgesamt funktioniert alles gut, die neuen Fahrmöglichkeiten haben sich bewährt, allerding habe ich die Magnete für die Kadee-Kupplungen zu hoch eingebaut - nun zerren die starken Neodym-Magnete die ganze Kupplung nach unten, anstatt sie zart auszulösen. Leider habe ich das erst nach dem einschottern bemerkt, sodass hier wohl der vierte Umbau bzw. eine Sanierung ansteht :(
Bis dahin ist die Strecke aber durchaus für Triebwagen oder fix gekuppelte Züge verwendbar und obendrein eine schöne und leicht erreichbare Fotostelle. Mal sehen, wann der Leidensdruck für einen neuen Eingriff groß genug wird...
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