Tramway.at Modellbau Französischer Teil U-Bahn-Station




Die U-Bahn-Station "Arsenal"

Ursprünglich dachte ich daran, unter die Pariser Häuser eine passende Métro-Station zu setzen, allerdings sind die klassischen Stationen mit ihrem ovalen Grundriss schwer nachzubauen und haben ein sehr enges Lichtraumprofil, das hätte mit meinen Oberleitungszügen nicht funktioniert. Andererseits habe ich immer davon geträumt, eine befahrbare Wiener U-Bahn-Station zu besitzen, die großen Modelle der 1980er- und 90er Jahre haben mich damals fasziniert, und die Entwürfe der "Architektengruppe U-Bahn" sind bis heute zeitlos und ikonisch.

Den Namen "Arsenal" habe ich gewählt, weil es diese Station und damit ein konkretes Vorbild in Wien nicht gibt, und weil in meiner französischen Häuserzeile "einen Stock höher" ein Modell des Pariser "Pavillon de l'Arsenal" steht, einer alte Markthalle, die heute ein Architekturmuseum beherbergt.

Meine kleine Stadtbahnstation benötigt für den geplanten Pendelverkehr ein Gegenstück, so entstand auf dem optisch getrennten Anlagenschenkel eine seitlich einsehbare U-Bahn-Station mit Mittelbahnsteig, einem Abstellgleis und der Verbindungsrampe zum Straßenbahnnetz - hier kann ich mit allen digitalisierten Stadtbahnzügen und modernen Zweirichtungswagen fahren. Seit Weihnachten 2020 ist die ganze Strecke befahrbar. Das graue Lineal am ersten Foto deutet den Mittelbahnsteig an, dahinter links das Abstellgleis, dann die Rampe ins Straßenniveau und ganz rechts die beiden Tourengleise. Die anderen beiden Bilder zeigen den Zusammenhang mit der Stadtbahnstation (links) und die kurze Verbindungsstrecke - wahnsinnig aufregend ist der Pendelbetrieb nicht, aber in der Station "Burggasse" können nun regelmäßig Stadtbahnzüge halten. Am rechten Bildrand des dritten Fotos ist eine Weichenverbindung zu sehen - hier könnte irgenwann eine Abzweigstrecke angeschlossen werden, die dann eventuell doch meine Station "Josefstädter Straße" anbindet.

Nach einigen Tagen Arbeit war die "U-Bahn-Kiste" fertig. Im unteren "Stockwerk" ist die ECOS-Zentrale untergebracht (man kann die Lade in die Box hineinschieben), daneben hinter den weißen Platten ist Stauraum. Der obere Teil beherbergt die U-Bahn-Station. Sie liegt nicht ganz parallel zur Vorderkante, das macht die Perspektive interessanter (rechtes Bild). Die Weichen ermöglichen die Zufahrt zu einem Abstellgleis (am Bild links vom 4030 besetzt). Der Screenshot der ECOS zeigt die kurze Strecke: links die dreigleisige Wendeanlage unter dem Schubertviertel, danach die Stadtbahn-Tiefstation, paar Meter Strecke und dann die U-Bahn-Station rechts (die ECOS lässt leider keine elegantere Darstellung zu). Der U-Bahn-Mittelbahnsteig ist ca. einen Meter lang.

Die doch recht komplexe Planung erfolgt wie immer über Handskizzen, Arbeitsmodelle und Corel-Draw. Immer wieder schneide ich mir dazu Details von Verbindungen schnell aus Karton aus, um mir ein dreidimensionales Bild der Konstruktion zu machen. Eine besondere Herausforderung ist dabei die Neonbeleuchtung der Station, die einigermaßen wie in Wirklichkeit aussehen soll. Ich habe das mit Lichtleiterplatten realisiert, die von den Kanten mit LED-Licht beschickt werden.

Der Mittelbahnsteig hat tragende Säulen, die ich brauche, um die Oberflächenplatte waagrecht zu bekommen. Obenauf liegt eine schwarze Plexitafel, darunter dann quer alle 10cm Trageplatten für das Lichtband und die abgehängte Decke (am Bild ganz rechts ist das Element verkehrt liegend zu sehen).

Der Bahnsteig ist aus Sperrholz mit einer Plexiglasauflage, in der die Passlöcher für die Säulen eingelasert sind. Ich musste ihn teilen, damit er in den Laserschneider passt. Mit dieser "Methode Tetris" verschwindet die Teilung unsichbar in den Fugen der Bodenfliesen. Nach der Lackierung sieht es aus wie am Bild rechts, die Trennung ist in Bildmitte beim dem länglichen Schlitz. Der gelbe Warnstreifen ist leider eine Spur zu breit, hier hätte ich am Original nachmessen sollen.

Die Konstruktion der Beleuchtung: Senkrecht stehend über die ganze Länge transparente Plexiplatten, an deren Oberkante eine LED-Leiste geklebt ist. Danach mit Klebeband eingepackt und mehrmals schwarz lackiert, bis nur die Unterkante für den Lichtaustritt frei bleibt. Nachteil ist, dass das Licht ziemlich gebündelt austritt, ich hätte die Kante auf Gehrung Richtung Bahnsteigmitte schneiden sollen. Über den Rolltreppen gibt es zwei zusätzliche kleinere Lichtplatten mit schräger Austrittsfläche (am Plan weiter oben der gelbe Keil links). Leider ist die Lichtfarbe des LED-Bands sehr kalt, fast blau im Kontrast zur normalen Raumbeleuchtung.

Der Stiegenaufgang war in der Umsetzung etwas komplex. Bei den neueren Wiener U-Bahn-Stationen führen die Rolltreppen ohne Zwischengeschoß direkt an die Oberfläche, eine elegante und für den Fahrgast praktische Lösung. Im Original läuft noch eine feste Stiege versetzt dazu - das ergibt allerdings eine recht beachtliche Längenentwicklung, den Platz habe ich unterirdisch nicht, daher musste ich auf die Stiege verzichten. Das Problem im Modellentwurf war: was gehört zum "unteren" (Bahnstigebene), was zum "oberen" Teil? Wo ist die Trennung, wenn man die "Ebene Null" vom Kasten abhebt?

Am anderen Ende des (kurzen) Bahnsteiges gibt es eine Dreiergruppe von Liften. Sie hätten eigentlich Türen auf beiden Seite haben sollen, durch einen Planungsfehler musste ich umdisponieren, aber das sieht man nur, wenn man es weiß. Die endgültige Detailierung der Lifttüren fehlt auf den Bildern noch.

Die Glasflächen (auch die des Eingangspavillons) habe ich zuerst mit 0,25mm-Nuten lasern lassen, die ich mit Farbe füllen wollte; das war aber zu unsauber, und Schmauchspuren haben das Plexi beschlagen (beim Liftschacht am linken Bild zu sehen). Obendrein waren die Teile durch die Hitze des Lasers verzogen. Ich habe das dann nochmals machen lassen und die Fugen abgeklebt (Kreppband auf die ganze Fläche, dann mit einem Stanleymesser die Fugen rausgeschnitten, abgezogen, lackiert).

Als letzte Amtshandlung kam dann der Eingangspavillon. Für das Tonnendach habe ich eine dünne Plexitafel in Wasser weichgekocht und dann über ein passendes Polokalrohr gebogen; die Profile außen sind aus dünnen Polystytrolstreifen. Für die Beleuchtung habe ich noch keinen Plan, eventuell klappt das mit einer Luminenzfolie, das muss ich erst recherchieren.

Die drei letzten Bilder zeigen die Einbettung der Station in den Segmentkasten - und den etwas bizarren Eröffnungssonderzug :)

Nun fehlen noch die Details wie Stationsschilder, Überkopfwegweiser, Zugzielanzeigen etc. (dazu lasse ich Decals drucken), sowie das Gleisbett selbst - und an einigen Stellen sieht man noch das Ildefonso-Muster der Sperrholzplatten.

Zu Kosten und Baudauer: Der Plan war am 17. Februar einigermaßen fertig, die ersten Laserteile am 26. Februar, am 6. März habe ich mit dem Pavillon den letzten Bauteil vollendet - durchaus flott. Gesamtkosten etwa € 300,-, allerdings auch wegen der leider notwendigen Nachfertigung einiger Teile.

Alle Fotos der Bauphase

Fotos der fertigen Station


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