Die Stadtbahnstation Burggasse-Stadthalle
Entlang meines Gürtelboulevards verläuft in Tieflage die Stadtbahnstrecke. Geplant war sie schon immer, im alten Anlagenkonzept hätte es die Hochbahnstation Josefstädterstraße geben sollen, die schon recht weit gediehen ist, aber im neuen Anlagenkonzept keinen Platz gefunden hat - ein Drama, zumindest vorläufig, vielleicht ergibt sich irgendwann noch eine Möglichkeit.
In der neuen Anlage habe ich eine seitlich einsehbare Galeriestrecke geplant, mit einem kleinen Abstellbahnhof am Ende. Steuern wollte ich das erst konventionell mit Aufenthaltsschaltern und Reedkontakt-gesteuerten Relais für die Blockstrecken; bewährt hat sich das nicht: Die Reed-Kontakte sprachen im Lauf der Zeit nicht mehr an, die Relais klackerten zu laut, die Aufenthaltsschalter waren nicht zuverlässig, die Schaltmagneten haben sich von den Fahrzeugen gelöst. Auch die Verkabelung des Stellwerkes war kompliziert.
Die Hochstation hatte mir ein Architekturstudent in ArchiCAD gezeichnet, das ich nicht beherrsche; für die kleine Station Burggasse habe ich eine Handskizze gemacht und sie dann fräsen lassen, auch Corel stand mir damals nicht zur Verfügung. Teurer Spaß, die Digitalisierung meiner Zeichnung wurde mir reichlich verrechnet. Fehler dabei: Ich habe nur die Außenfassaden konstruiert, die Messing-Dekorationsteile kamen erst erst später, als der Architekturstudent wieder verfügbar war - sie mussten dann nach den bereits bestehenden Plexiteilen entworfen werden, anstatt gemeinsam.
Übrigens lustig beim Nachkonstruieren nach Vorbild: Man sieht genau, wo der Planer damals angefangen hat (an den ganzzahligen Metern, nämlich) - und man sieht auch, wo im Entwurf gepfuscht wurde. Diese Pavillons sind wirklich fast perfekt entworfen: Aufs wesentliche reduziert, klar, nichts zu viel und nichts zu wenig. Es gibt aber einen Punkt, über den Wagner sich hinweggeschwindelt hat: Den Übergang zwischen Stiege und Pavillon an der Außenseite. Da steht immer ein Pilaster, er ist nicht einheitlich und wirkt deplaziert - diese schwache Lösung fällt aus der Stringenz deutlich raus.
Auch sonst musste ich erst etwas Grundlagenarbeit machen; die Bahnsteigwände wirkten z.B. gedruckt besser als plastisch. Um die Messingätzarbeit gab es Streit, die Lieferfirma hatte unsere Zeichnung falsch konvertiert und wollte daraufhin die Arbeit zweimal verrechnen; jede Menge Verzögerungen also, die mir die Freude am Bauprojekt nehmen und dazu geführt haben, dass die Station Jahrelang halbfertig herumstand.
Der Pavillon war rasch aufgestellt, als die Messingteile endlich korrekt waren, sahen sie fantastisch aus. Die Innenwände der Station habe ich abfotografiert, entzerrt und passend verkleinert. Dann war allerdings Pause, da ich vorläufig keine Möglichkeit zum Ätzen hatte und mir auch erst die Grundlagen von Corel beibringen musste. Ab 2014 war also mal Pause.
2019 konnte es endlich weiter gehen, ich hatte inzwischen meine Hausaufgaben gemacht. Ich entschied mich, diese großen Flächen doch ätzen zu lassen (erst dachte ich an Laserzuschnitte, aber Messing ist einfach stabiler). Nun konnte ich das Dach konstruieren und ätzfertig machen.
Dann war es Zeit für die Umfassungsmauern, wieder aus Plexiglas gelasert:
Nach sechs Jahren Trödelei konnte ich nun endlich die Messingteile montieren und den Pavillon beleuchten. Die Messingrähmchen gehen dabei an die Grenze des machbaren, Problem dabei ist übrigens, ausreichend Fläche für den Kleber zu finden! Ich habe das dann teilweise mit Sprühkleber gelöst.
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