Die Stadtbahnstation Josefstädter Straße
Das Gürteldiorama sollte ursprünglich den Bereich um die Jugendstil-Stadtbahnstation Josefstädterstraße von Otto Wagner nachbilden. Die Station sollte im genauen Modellmaßstab entstehen, mit einigen Stadtbahnbögen in Richtung Thaliastraße. Zu diesem Zweck habe ich mir im Staatsarchiv die Originalpläne ausheben lassen. Meine Wahl fiel wegen der darunterliegenden Tramwayschleife auf die Josefstädterstraße, ausserdem ist die Station eine der kleineren. Der Betrieb wäre eher simpel abgewickelt worden, vorgesehen war ein einfacher Wendezugbetrieb.
Konstruktiv besteht die Originalstation aus dem durchlaufenden Viadukt und der quasi davorgebauten Stationsfassade. Diese interessante Konstruktion wird im Modell deutlich dargestellt: der hier gezeigte Bereich, in dem früher ein Restaurant untergebracht war, macht hinter der den großen Fenstern der Fassade die Viaduktbögen sichtbar (inzwischen ist hier eine Betreuungsstelle für Obdachlose).
Nach der Zeichnung der Bauteile in ArchiCAD habe ich die Fassaden lasern, die Messingteile ätzen lassen. Entgegen meiner Bestellung hat die seinerzeitige Laserfirma Polystyrol statt Plexiglas verwendet - das Material schmilzt aber viel schneller als Plexi, die Kanten wurden damit "kruspelig", also zu rauh. Außerdem altert Polystyrol unter dem Einfluss der Kleber und verformt sich nach einigen Jahren - hier hätte ich auf korrekte Ausführung bestehen müssen.
Die nächsten Schritte betrafen den Zusammenbau der Station - und die Farbe. Ein wirklich schwieriges Thema, weil nun entschieden werden musste, was dargestellt wird. Eine idealisierte Situation? Oder doch der vergammelte Zustand der 1950er Jahre - was aber heisst, die hässlichen Verunstaltungen dieser Zeit nachbilden zu müssen. Und: Welche Farbe hatte das Bauwerk überhaupt? Zur Eröffnung war es wohl weiss, zwischendurch aber auch verfallen und dreckig; ausserdem waren einige Stadtbahnstationen auch mal schönbrunnergelb gefärbt. Und selbst wenn ich für die Fassade ein verdrecktes weiss/grau wähle - wie sah das ganze innen aus? Ich dachte schlussendlich an einen nicht ganz vorbildlichen, aber plausiblen Idealzustand, mit den Einrichtungen der 1950er-Stadtbahn auf einer Gebäudeseite und dem Originalzustand auf der anderen.
Für die Fußböden haben wir lange recherchiert und sie schlussendlich für die jeweiligen Räume konkret gezeichnet. Das "Cafe Carina" mit seinen Resten der 1950er-Jahre-Einrichtung habe ich noch einigermaßen nachgebildet...
...dann war vorläufig Schluss. Einerseits hatte ich noch keine Möglichkeit, selber Pläne zu zeichnen, andererseits wurden die prinzipiellen Probleme des ursprünglichen Anlagenkonzepts immer deutlicher. 2015 konnte ich aber zufällig noch Bahnsteigsäulen gießen lassen, damit wäre wenigstens dieses Problem gelöst; allerdings findet das Bauwerk auf meiner neuen Anlage nirgends Platz und bleibt daher wohl bis auf Weiteres in halb fertigem Zustand eingemottet.
Alle Fotos vom Bau der Station Josefstädter Straße
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