Paris: 30 Jahre "RER"

Mit der Eröffnung der ersten innerstädtischen Verknüpfung von ehemaligen Vorortbahnen begann eine neue Epoche des Pariser Verkehrs. Am 9.12.1977 wurde die größte Schnellbahnstation der Welt in Betrieb genommen. Anstelle der ehemaligen Markthallen liegt nun ein unterirdisches Bauwerk mit 80 Metern Breite und 325 Metern Länge: 7 parallele Schnellbahngleise verknüpfen die Linien A, B und D in der Station "Chatelet - Les Halles". Dazu kommen noch 5 Metrolinien und ein riesiges unterirdisches Einkaufszentrum mit Schwimmbad, Sporthallen und Kinosälen.

Schon früh wurden vor allem durch das Militär Pläne für eine Verbindung Gare de Lyon - Chatelet - Gare de l'Est angedacht. In der Zwischenkriegszeit wurden allerdings nur einige Metrolinien in die Vorstädte verlängert, ein Entwurf aus 1943 zeigt aber bereits das nun verwirklichte Achsenkreuz. Schon einige Jahre davor wurde die Bahn nach Sceaux (der heutige Südast der RER B) elektrifiziert, technisch machte man schon damals Nägel mit Köpfen: Triebwagenzüge, Hochbahnsteige und ein Signalsystem für dichte Zugsfolgen. Viele der damaligen Züge ("Type Z", Bild links) erlebten noch die Zeit der RER!

1958 war die Population im Großraum Paris auf über 8 mio. Einwohner angestiegen. Das Hochhausviertel "La Defense" im Westen musste erschlossen werden. Darüber hinaus war die Ost-West-Metrolinie 1 und der Bahnhof "St-Lazare" extrem überlastet. Nach verschiedenen Studien wurde der Bau der neuen Durchmesserlinie beschlossen: Ausbaugeschwindigkeit 100 km/h, Bahnsteiglängen von 225 m für 9-Wagen-Züge, Intervalle von 2.30 min, Stromversorgung mit 1500 V=. Die Aussenstrecken wurden ab 1969 eröffnet, 1977 wurde die Äste zwischen Auber und Nation verbunden. Gleichzeitig wurde die Sceaux-Bahn als Linie B nach Chatelet verlängert.

Betrieben wurde die neuen Strecken anfänglich mit Zügen der Type MS61, die in zwei Bauserien mit unterschiedlichem Frontdesign ausgeliefert wurden. Die untenstehenden Bilder zeigen die beiden Serien, links die frühere Version.

Als nächstes entstand die Linie C am südlichen Flussufer der Seine. Unter Einbeziehung eines Teils der "Petite Ceinture", der kleinen Gürtelbahn, erhielt die Strecke einen Ast nach Norden. Die Linie B wurde ebenfalls nach Norden, über Gare du Nord zum Flughafen verlängert; als Kuriosität wird sie in diesem Teil von der SNCF betrieben, die Fahrer der Züge wechseln in Gare du Nord. Die Linie D wurde als Nord-Ost-Verbindung zwischen Gare de Lyon und Gare du Nord in die Stadtstrecke eingebunden.

Zwischenzeitlich war natürlich eine neue Generation von Schnellbahnfahrzeugen notwendig geworden, der MI79 wurde entwickelt. Dieser Wagen ist heute Standard auf den Linien A und B. Auf C und D werden Doppelstockzüge eingesetzt.

Die letzte Neueröffnung brachte eine ganz neue Verbindung: zwischen Gare St Lazare und Gare de l'Est beeindruckt die Linie E mit gigantischen Stationen und Doppelstock-Großraumzügen mit 3 Türen pro Wagen. Die abfotografierten Pläne lassen die Dimensionen ahnen.


Zuletzt noch drei kleine Fundstücke aus dem Atelier von Massy: links eine eigenartige Konstruktion, vielleicht eine Bauhütte, aus einem ehemaligen Personenwagen; rechts drei Lokomotiven der Reihe Z6000 aus 1924, die zumindest bis Anfang der 80er Jahre überlebt haben. Heute sind sie möglicherweise verschrottet. Das Bild rechts zeigt einen der ersten MI79, im Hintergrund Testkarosserien für den damals ebenfalls neuen Metrowagen "MF77".



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Letzte Änderung: 18.12.2019