Der ET 420 wurde für das neue S-Bahn-Netz in München konstruiert, das anlässlich der Münchener Olympischen Spiele von 1972 eröffnet wurde. Später bewährten sich die gelungenen Züge auch in Frankfurt und Stuttgart.
Bei meiner ersten Auslandsreise 1979 nach Frankreich kam ich auch durch München, wo ich als 15jähriger endlich all die Fahrzeuge sah, die ich aus den Modellbahnkatalogen kannte. Besonders gefiel mir der ET 420, dessen Arnold-Modell (ich hatte damals eine N-Spur-Anlage) allerdings finanziell unerreichbar war. Mit meiner Halbformat-Agfa machte ich einige schlechte Fotos.
42 Jahre später entdeckte in einem Conrad-Katalog ich dann den Zug, und obwohl ich nach einem Trix-TGV gewisse Vorbehalte habe, konnte ich nicht widerstehen und bestellte die Soundversion um € 389,-. Ich hätte auf mein Gefühl und die kritischen Testberichte hören sollen.
Auf den ersten Blick sieht der Zug gelungen aus. Form und Farbe sind so getroffen wie ich sie in Erinnerung habe, die silbernen Kanten an den Türen sind sogar eine Fleißaufgabe, die hätte man auch aufdrucken können. Sieht man dann beim Mittelwagen näher hin, sieht man - nichts. Nämlich keine Inneneinrichtung, stattdessen einen vom Motor weitgehend ausgefüllten Fahrgastraum, von der Innenbeleuchtung deutlich in Szene gesetzt. Platz für eine ordentliche Lösung wäre eigentlich genug gewesen.
Aber gut, immerhin ist die Detailierung durchaus gelungen. Elektrisch sind die drei Wagen über fünfpolige Stecker durchverbunden. Über ein Relais nimmt nur der jeweils vordere Wagen Strom auf, allerdings bei jedem Drehgestell nur von einer Seite - bei einem zwölfachsigen Zug also nur vier Räder zur Stromabnahme, wem fällt sowas ein? In diversen Foren wird das als problematisch kritisiert.
Nun gut, ich stelle den Zug aufs Gleis, und - nichts passiert. Die ECOS erkennt keine Lok am Gleis, der Triebwagen gibt keinen Mucks von sich. Durch ein Fenster des Mittelwagens sehe ich ein loses Bauelement baumeln und entschließe mich verärgert, ihn zu öffnen. Der Eindruck einer fragwürdigen Konstruktion verstärkt sich: Man muss den Kunststoffkasten verwinden, dann fällt der Unterteil raus. Und was mir schon beim TGV aufgefallen ist (dort gehen anscheinend nachträglich angelötete Kabel entlang der Platine) ist hier ähnlich: Fette Widerstände sind fliegend an die Platine gelötet, einer davon hat sich gelöst. Verärgert löte ich ihn wieder an und teste den offenen Zug - jetzt klappts.
Der nächste Schock kommt allerdings sofort: Der Sound hat mit dem Vorbild nicht viel zu tun, Motorgeräusch, Türenpiepsen - alles falsch, und anscheinend gibts nur etwa vier Funktionen abzurufen. Nachdem ich das Gehäuse mühsam wieder aufgesetzt habe (es scheint zu knapp, wenn man es über das Fahrgestell stülpt, es gibt keine ordentlichen Rastnasen, sondern eine lange Rille, und erst nach viel rumdrücken klafft kein Spalt mehr - auf manchen Bildern im Netz sieht man den auch) geht der Zug nicht mehr - das zu knappe Gehäuse hat den Widerstand erneut von der Platine gedrückt. Wiederschaun, return to sender - mal sehen, ob ich ein funktionsfähiges Exemplar oder mein Geld zurück bekomme.
Fünf Wochen später: Das Ersatzpaket trifft ein, der Zug kommt aufs Gleis. Auf der "großen" Anlage liest die ECOS den M4-Decoder automatisch ein, auf der Stadtbahnanlage (die zweite ECOS hat eine etwas neuere Firmware) dann komischerweise nicht. Egal, mit Adresse 03 ist alles OK. Die Soundfunktionen sind allerdings wie bei der ersten kurzen Begegnung eine Enttäuschung, dazu fällt mir noch was auf: der (zu helle) Zielschildkasten leuchtet nur in Fahrtrichtung, an der Rückseite nicht... Dazu kommt tatsächlich das Kontaktproblem durch die sehr "sparsame" Stromabnahme. Leider hat dieser Zug meine Vorurteile gegnüber Trix/Märklin bestätigt - überteuert und schlecht gemacht. Fazit: Ich streiche Trix aus meinem Beuteschema.
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© Harald A. Jahn 15.3.2021 - www.tramway.at