Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Wien mit seinen Vorstädten ganze 250.000 Einwohner. Der Verkehr wurde mit Tragsesseln und Lohnkutschen abgewickelt - oder man ging zu Fuß.
Als 1857 endlich beschlossen wurde, die Basteien abzubrechen, die die Innere Stadt umgaben - ein Schritt, der von vielen Wienern bedauert wurde - war einerseits der Weg frei zu einer weltstädtischen Verkehrslösung, andererseits wurden damals Entscheidungen getroffen, die die Stadtstruktur bis heute nachhaltig beeinflussen.
An Stelle der weiten Wiesen um den Kranz der Stadtmauern trat die Ringstraße, mit der sich die Monarchie ein bis heute weltberühmtes Denkmal setzte. Schon damals gab es Ideen, den Stadtgraben zu überwölben und für eine U-Bahn zu nutzen, die Zeit war aber nicht reif für solch utopische Ideen.
Die Stadtmauern waren nun gefallen, die Ringstraße angelegt, der Verkehr wurde immer mehr - die Behörden waren aber scheinbar schon damals allem Neuen gegenüber skeptisch, mehrere Bewerber wurden abgewiesen, bis dann doch - erst 1864 - der Gemeinderat einem Probebetrieb einer Pferdetramway zustimmte.
Am 4.10.1865 trappelten endlich die ersten Pferde von der Votivkirche in Richtung Dornbach. Wahrscheinlich hatten sie schwer zu ziehen, denn die "Glöckerlbahn" hatte nicht nur 22 Plätze
im Wageninneren, sondern weitere 14 auf dem Dach. Bald traten weitere Firmen in Erscheinung, die Konkurrenzkämpfe führten einerseits zu einem raschen Wachsen des Netzes, wurden andererseits auch auf dem Rücken des Personals ausgetragen. Verschiedenste Missstände führten schlussendlich zur Entscheidung der Stadt, die Straßenbahn selbst zu übernehmen.
Ein Problem konnte allerdings bereits damals nicht gelöst werden: Durch die extrem dichte Bebauung und den ständigen Verkehr in den engen Straßen hielt man die Durchquerung der Innenstadt nicht für machbar; die Straßenbahnlinien umkreisen die Stadt bis heute auf der Ringstraße. Querdurch ging es nur mit "Stellwagen" - von Pferden gezogene Linienkutschen - oder später mit dem Bus.