Straßenbahn in Frankreich - Paris

In Paris gibt es nicht nur starke Überlastungen im innerstädtischen Bereich; die Vorstädte sind mittlerweile selbst zu Ballungszentren geworden, zwischen denen entsprechend reger Verkehr herrscht. Die Buslinien aus der Fläche vor allem zu den Metroendstationen sind teilweise an der Belastungsgrenze angelangt.

Seit den 1990er Jahren wurde massiv in die Straßenbahn investiert. Leider sind die einzelnen Linien nicht kompatibel, man denkt nur linienbezogen und sieht die Strecken als autonome Zubringerlinien für Metro oder RER. Damit wird der Großraum Paris zum Sammelsurium verschiedener Verkehrssysteme. Durchschnittlich rechnet man übrigens mit Baukosten von 25mio Euro für die Tram gegenüber 150mio für eine Metrostrecke. Als mittlere Reisegeschwindigkeit wird etwa 18-20 km/h angestrebt. Inzwischen ist das große Bauprogramm weitgehend abgeschlossen, die aktuellen Neubauten sind "Nachzügler" oder schon länger geplante Projekte - nun konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Supermetro "Grand Paris Express".

2021: Schöpferische Pause für das Erfolgsmodell?
(Straßenbahnmagazin, Oktober 2021)

Hier die Strecken im Einzelnen, anklicken führt zu genauerer Beschreibung:

Tram T1, derzeit Noisy-le-Sec - Asnières Genevilliers
(Verlängerungen an beiden Enden in Vorbereitung) - klassische Straßenbahn mit Teilniederflurwagen "TFS" ("Tramway Francais Standard", Breite 2,30)

Tram T2, Porte de Versailles - La Defense
ehemalige Eisenbahn auf eigener Trasse, Betrieb mit Citadis-Straßenbahnwagen, Breite 2,30

Tram T3a und T3b, Boulevards des Maréchaux
klassische Straßenbahn, Betrieb mit Citadis-Straßenbahnwagen, Breite 2,65. Von der Stadtregierung ist die Komplettierung des Rings um die ganze Stadt gewünscht - gegen den Willen des noblen 16. Bezirks im Osten der Stadt.

Tram T4, Aulnay-sous-Bois - Bondy
ehemalige Eisenbahn auf eigener Trasse, Zweigstrecke als Straßenbahn, Betrieb als "Tram-Train" mit Fahrzeugen von Siemens ("Avanto") und Alstom

Tram T5, St Denis - Sarcelles
Im Anschluss an die T1 bei St.Denis, führt die Linie nach Norden, wo sie auf die RER D trifft. Leider wurde sie als "Tramway sur Pneus", als Spurbus ausgeführt und ist damit ein inkompatibler Fremdkörper im wachsenden Netz von Saint Denis.

Tram T6, Chatillon - Viroflay
Im Südwesten von Paris entstand eine neue Spurbusstrecke von Chatillon nach Viroflay. Abgesehen von der Tunnelstrecke am westlichen Ende, die erst 2016 fertig wurde, hat man die Translohr-Linie am 13.12.2014 eröffnet.

Tram T7, Villejuif - Orly - Athis-Mons
Die Strecke führt von einer Metro-Endstation zum Flughafen Orly und wurde am 16.11.2013 in Betrieb genommen. Eine weitere verlängerung nach Süden ist vorgesehen.

Tram T8 - Tram'Y
Im Nordosten von Paris entstand im Anschluss an die T1 bei St.Denis eine Y-förmige neue Straßenbahnstrecke.

Tram T9, Porte de Choisy - Orly Ville
Eine geradlinige "Antenne", die einen stark belasteten Buskorridor ersetzt

Tram T10, Antony - Clamart
Eine noch eher kurze Tangente, eine wichtige Verlängerung fehlt noch.

Tram-Train T11, derzeit Épinay-sur-Seine - Le Bourget
Mehr Train als Tram: durchgehend im Linksverkehr auf eigenen Gleisen

Tram T12, Massy - Evry
Der erste echte "Tram-Train" im Großraum, teils auf den Vollbahngleisen der Grande Ceinture, dann auf eher verschlungenen Pfaden als Tramway

Tram T13, Saint-Cyr - Achères Ville
Nachfolgelinie einer RER-Strecke mit neu gebauten Straßenbahnstrecken an den Enden

Tram Meudon - St Cloud (verworfen)
Um das Stadtentwicklungsgebiet um die ehemalige "Renault-Insel" anzuschließen wurde eine 4,4 km lange Abzweigung von der T2 mit 11 Stationen geprüft, aber 2009 aus Kostengründen verworfen.
Plan

Der Bahnhofsring (unrealisierte Idee)
Bereits in den frühen 2000er Jahren entstand von privater Seite die Idee einer Ringlinie, die alle Kopfbahnhöfe der Stadt verbinden könnte. Eine Machbarkeitsstudie der RATP hat ein Fahrgastpotential von 250.000 täglichen Fahrgästen ergeben. Die Idee wurde danach von verschiedenen Lokalpolitikern verfolgt, eine Realisierung ist eher unwahrscheinlich. Die RATP selbst hat Angst vor zu hoher Attraktivität, man müsste mit sehr großen Zügen fahren; abgesehen davon sind die Grundstückspreise für ein Depot im städtischen und stadtnahen Bereich schlicht zu hoch.
Grober Übersichtsplan

Tramway de la rive droite (angekündigt, nicht weiter verfolgt)
Bei ihrer Wahl zur Bürgermeisterin hat Anne Hidalgo 2014 die Idee einer innerstädtischen Straßenbahnlinie am nördlichen Seine-Ufer präsentiert. Allerdings (Zitat): " ich will eine Tramway neuer Generation, ohne Gleise oder Oberleitung, auf eigener Trasse" - ein "Bus à haut niveau de service" also: "Je souhaite un tramway nouvelle génération, sans rail ni caténaire, en site protégé. Ce qui ne nécessitera pas de gros travaux d'infrastructures, limitera les coûts et permettra d'aller très vite : il sera en service avant 2020" - Eine Buspur also. Inzwischen ist von dem Projekt allerdings nichts mehr zu hören.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Systeme im Großraum; Paris wird damit zur Musterkollektion der Stadtverkehrslösungen (Artikel teilweise in Vorbereitung):

VAL-Metro Aeroport Orly
Verbindung Schnellbahn-Flughafen, in Betrieb, Spezialtarif

Buskorridore
zB unter anderem "Trans val de Marne", seinerzeit die Teststrecke für Spurbusse

VAL-Metro Aeroport Charles-de-Gaulle
Innere Erschließung, nach einem Debakel mit Kabinenbahnen als VAL-Metro im April 2007 eröffnet

Die Vergangenheit der Zukunft: Das Projekt Aramis
Als gescheitertes Kuriosum interessant

Die Lage der Linien T1-T8 im Verhältnis zur Métro

Kompatibilität der Linien zueinander

RATP


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Letzte Änderung: 22.11.2021