Auf dem ersten Bild ein symbolhaftes Treffen: Die Wagentype, mit der die Renaissance der modernen Straßenbahn in Frankreich begann - und der TGV-Zug, der lange den Weltrekord für Schienenfahrzeuge von 515 km/h hielt.
Alstom entwickelte ab 1984 den ersten Französischen Straßenbahnwagen, den "Tramway Francais Standard", ein Hochflurwagen, der nur in Nantes zum Einsatz kam; in den letzten Jahren wurden diese Züge grundlegend modernisiert. Die Fahrzeuge der ersten Generation konnten gekuppelt zu Doppelgarnituren zusammengestellt werden. Der große Erfolg des Systems führte zum Einbau von Niederflurmittelteilen, die Kupplungen wurden entfernt. Technisch unaufwendig, fahren im Niederflurteil bei jedem Halt einfach kleine Bleche aus:
Auch dynamische Zielanzeigen mit Restwartezeit und abwechselnd eingeblendeten Informationen waren von Anfang an selbstverständlich.
Auffällig in Nantes: die elegante Gestaltung einiger Stationen und die höchstwertige Umgestaltung des Straßenraums bei den später gebauten Linien.
Inzwischen wurde die Tramway ausgeweitet: Die Linie 1 wurde um 5,3 km verlängert, die neue Linie 3 vergrößert das Netz um weitere 6 km. Eine neue Generation von Niederflurzügen ergänzt die bestehende Flotte; am Streckenende wird Park+Ride inclusive günstiger Tickets angeboten.
Eine "Linie 4" wurde 2006 eröffnet, allerdings handelt es sich dabei nur um eine Bus-Eigentrasse. Man erwartete mit 25000 Fahrgästen pro Tag nicht genug Frequenz für eine dreimal so teure Straßenbahn, stattete die Trasse aber mit allen Merkmalen einer richtigen Tram aus (Stationen, Ampelbevorrangung etc.). Die Linie 1 erhielt Gesellschaft in Form eines "Tram-Train": eine stillgelegte parallele Regionalbahn wurde reaktiviert und nach Norden verlängert.
Im Oktober 2010 entschied sich Nantes, acht weitere Straßenbahnen anzukaufen - diesmal aus Kostengründen vom spanischen Hersteller CAF. Diese sollen die Linie 1 im zentralen Bereich auf ein Intervall von 3 Minuten verdichten. Darüber hinaus werden die Züge der ersten Serie, die seit 1984/85 in Betrieb sind, bei der Fa. SAFRA in Bordeaux aufgearbeitet; ebenso sollen die ersten Streckenabschnitte saniert werden.
2016 zog man Bilanz über den Busway der Linie 4: Man ist prinzipiell zufrieden, die vorgesehenen 25000 täglichen Fahrgäste hatte man bereits nach zwei Jahren; heute sind es 39000, die Linie ist damit mehr als gut ausgelastet. Die Intervalle von 2:30 Minuten sind wegen der Ampeln nicht mehr zu verdichten, ab 2019 will man elektrische 24-Meter-Busse einsetzen. Ein Umbau auf Straßenbahn ist derzeit nicht vorgesehen.
Auch das Straßenbahnnetz wird immer besser genutzt, nun soll die Linie 1 48-Meter-Züge bekommen. Diese können im bestehenden Depot nicht mehr untergebracht werden, so wird die Linie im Norden nach Babinière verlängert und ein neues Depot in La Chapelle-sur-Erdre gebaut. Am Netzplan ist dieses Stück im Norden punktiert eingezeichnet. Die Verbindung der Linie zur Linie 2 (Recteur Schmitt) ist allerdings vorläufig vom Tisch.
Eine ganz neue Straßenbahnstrecke soll bis 2020 Richtung Süden über die "Ile de Nantes" zur geplanten Universitätsklinik entstehen. Sie soll die Stadtentwicklungsgebiete "Zac des Isles à Rezé" auf der Insel und am Südufer der Loire erschließen. Für diese Strecken werden auch bereits neue Züge geliefert: die 49 (+12 Option) Alstom-X05 sind mit 46 Metern länger als die bisherigen Fahrzeuge.
Dreissig Jahre nach der Eröffnung ist man zufrieden; die Tramway von Nantes gilt zwar als weniger "fancy" als ihre vielen Nachfolger in anderen Städten, ist aber zum untrennbaren Bestandteil der Stadt geworden. Einige Problempunkte, wie die Überlastung der Linie 1 oder die Konzentration auf den Knoten Commerce werden von den Benutzern kritisiert, insgesamt ist das System aber gut gewartet, der gefahrene Kilometer billiger als anderswo.
Netzplan
Verkehrsbetriebe Nantes (offizielle Seite)
Mehr zum Entwicklungsgebiiet Île de Nantes
Die Zukunft der Städte, Seite 44
Lage in Frankreich
Alle Viennaslide-Fotos zur Tramway von Nantes
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Letzte Änderung: 9.10.2023