Angefangen hat der Kurier am 17.10.2002. Hier haben die Redakteure eine veritable Falschmeldung verzapft:
Zukunftsweisender Test startet im November: Trasse der U-Bahnlinie U 6 wird für Lokalbahn genützt
von Gerhard Krause
Es klingt wie ferne Zukunftsmusik und dennoch wird es an einem Montag im November umgesetzt: Eine Wiener U-Bahn-Linie wird dann erstmals über die Landesgrenze hinaus bis nach Niederösterreich führen. Probeweise nur, aber mit dem Ziel, dass Garnituren der Badner Bahn später über die Trasse der U 6 bis nach Klosterneuburg fahren. Den politischen Auftrag dazu haben die Landeshauptleute Michael Häupl und Erwin Pröll gegeben.
Am Anfang des Projektes stand politischer Populismus: Besonders in Wahlkampfzeiten war stets die Forderung nach Verlängerung der U-Bahnlinien bis in die Umlandgemeinden erhoben worden. Aus Wien kamen regelmäßig Absagen. Das sei viel zu teuer, auch weil das Fahrgastaufkommen für einen U-Bahnbetrieb zu gering sei.
Dann freilich fand sich eine Königsidee: Die ehemalige Stadtbahn fährt seit Jahren als U-Bahnzwitter mit Oberleitung quer durch Wien. Von einer solchen Oberleitung wird auch die Badner Bahn gespeist. Die neuen Garnituren der Lokalbahn zwischen Baden und der Oper ähneln der U 6 und werden sogar vom selben Hersteller (Bombardier-Rotax) erzeugt.
Die Badner Bahn könnte von Baden kommend an der Station Philadelphiabrücke in die U-6-Trasse einfahren, über die Gürtelbögen bis nach Heiligenstadt und später sogar weiter bis Klosterneuburg geführt werden. Das könnte ohne bedeutende Mehrkosten für Verkehrsbetriebe und Lokalbahnen verkraftbar sein. Und für die Fahrgäste könnte sich das Angebot als durchaus ansprechend erweisen. Vorsorglich werden nun die Gleisanlagen der alten Stadtbahnstrecke zwischen Gürtel und Heiligenstadt abgedeckt und nicht entfernt.
Beim Probebetrieb im November sollen die Zugleitsysteme und Einstiegstreppen angepasst werden. Bis Jahresende soll ein Ergebnis vorliegen. Ein Regelbetrieb zwischen Baden und Heiligenstadt kann aber erst in ein paar Jahren erfolgen, weil zusätzliche Garnituren notwendig werden.
Da musste die VP natürlich ein Schäuferl nachlegen:
VP-Gerstl: Endlich ist Häupl von der ÖVP-Forderung überzeugt
Badner Bahn darf bis Klosterneuburg fahren
Wien (ÖVP-Klub): "Es ist für uns eine große Freude zu hören, dass Bürgermeister Häupl nun doch von unserer seit Monaten gestellten Forderung überzeugt ist, und die Badner Bahn jetzt zumindest versuchsweise nach Klosterneuburg geführt wird", zeigt sich der Verkehrssprecher der ÖVP Wien, Gemeinderat Mag. Wolfgang Gerstl, erfreut. Denn vor gar nicht allzu langer Zeit hat sich StR Schicker noch geweigert hat, die Linien U6 und Badner Bahn zu verbinden.****
Hier wird eine alte Forderung der Wiener und Niederösterreichischen ÖVP endlich erfüllt. "Wir begrüßen daher natürlich dieses Projekt, verlangen aber gleichzeitig eine Ausweitung auf die U4" so Gerstl. Auch hier kann ein 2-Schienen-System, wie das System Karlsruhe, verwirklicht werden. Für Pendler würde dies erhebliche Erleichterungen bringen, darüber hinaus würde ein weiterer Beitrag zum Klimaschutzprogramm Wiens geleistet werden. "Wir fordern daher die raschestmögliche Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die eine Nutzung der Gleisanlagen der U4 in Richtung Purkersdorf auch für die Schnellbahn prüft", so Gerstl abschließend.(Schluss)
VP will schnelle Tourismus-Bim vom Zentralbahnhof
Rathauskorrespondenz vom 3.4.2006
Wien (RK). Vom geplanten Zentralbahnhof sollte auch eine komfortable
Straßenbahnschnellverbindung in die Stadt angelegt werden, kombiniert mit einer
Ringlinie für Touristen. Anbieten dazu würde sich die Strecke der
Straßenbahnlinie D. Diesen Vorschlag machte Montag ÖVP-Verkehrssprecher LAbg.
Mag. Wolfgang Gerstl in einem Pressegespräch. Dieses Angebot gelte vor allem für
Bahnreisende mit Wartezeit, die sie mit einer Sight-Seeing- Rundfahrt in die
Innenstadt nützen könnten. Auch einen Namen hat Gerstl für seine Straßenbahn:
CiCeB. Anfänglich könnte diese Tourismus-Schnellbim im Viertelstundentakt vom
Zentralbahnhof in die Stadt fahren. Ein Ticket sollte drei Euro kosten,
eventuell im Verbund mit dem CAT zum Flughafen. Verwendet sollten dafür
umgebaute Oldtimer der Straßenbahn werden, bequeme Sitze, über Kopfhörer
abrufbare Wien-Informationen oder ein Internetanschluss sollten zur Ausstattung
gehören.
Herr Gerstl ist aber überhaupt ein rechter Fachmann. In der Gratis-Wochenzeitschrift "Weekend" war im April 2011 folgender Kommentar abgedruckt:
Öffi-ULF 2015
"ÖVP-Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl forderte kürzlich von der Stadt Wien und den Wiener Linien, dass bis spätestens Anfang 2015 alle Straßenbahn- und U-Bahn-Linien mit dem neuen Garniturentyp ULF ausgestattet werden sollen."
Zu diesem Aberwitz passen die "Verkehrsvisionen" eines ehemaligen Verkehrsstadtrates, der sich nun als Schlagersänger verdingt:
"In Ballungsräumen werden Kleinstfahrzeuge zur Fortbewegung verbreitet sein. (...) Schon in diesem Jahrzehnt wird es erste Flugautos geben, sie werden aber erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts den Verkehr weltweit revolutionieren. (...) Um die Jahrhundertmitte werden 90 % der ÖsterreicherInnen einen Führerschein haben. Autos werden um 2020 immer umweltfreundlicher mit Elektro- und Brennstoffzellenantrieb betrieben. Intelligentes Verkehrsmanagement wird daher die große Herausforderung für die Ballungsräume. (...) Autos werden vollautomatisch fahren und als Büro genutzt werden. Flugautos werden erste ab 2050 weitverbreitet sein, wenn sie technisch ausreift und leistbar sind und wenn sichere Navigationssysteme bestehen."
Bei solcher Verkehrsplanung erübrigt sich jede weitere Diskussion...
Aber die FPÖ fordert "Unterflurbahnen"