Neues vom 13er

Seit einiger Zeit ist ja eine Machbarkeitsstudie für den 13er in Arbeit, und mir schwant böses... Hätte ich gewusst, was ich mit meinem Lobbying für französische Systeme anrichte hätte ich mich zurückgehalten. Mir hätte es eigentlich schon dämmern müssen als ich auf einer SPÖ-Seite las:

"Übervolle Busse auf der Linie 13a sorgen seit Wochen für heftige Diskussionen. Das Wiedner Bezirksparlament fordert nun auf Antrag von SPÖ und Grünen eine sachliche Diskussionsgrundlage von Verkehrsstadträtin VBM Maria Vassilakou. Eine Machbarkeitsstudie soll verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten prüfen. Neben einer möglichen Straßenbahnvariante sollen dabei auch neue Busvarianten gecheckt werden."

Die klassische Tram ist nur eine Option.

Nachdem ich mein Buch, in dem ja auch die Alternativen zur klassischen Tram beschrieben werden, in politischen Kreisen weit verteilt habe ist man nun ausgerechnet auf das Kapitel mit den Spurbus-Sonderlösungen aufmerksam geworden. Auch die ÖVP fordert ja vor allem einen O-Bus, und jetzt weiss ich endlich woher dieser komische Wind weht - nun scheint der typische Wiener Kompromiss herauszukommen.

Da Siemens eng mit Lohr Industries zusammenarbeitet sucht man schon länger nach einem "Leuchtturmprojekt" im deutschen Sprachraum, um die Spurbustechnik ausserhalb des französisch/italienischen Bereichs zu verbreiten. Mit dem 13er glaubt man das passende Projekt gefunden zu haben - enge Gassen, enge Radien, starke Steigungen und Neigungswechsel, der ideale Anwendungsbereich also für eine "Tramway sur Pneus". So wie es aussieht wird es also immer wahrscheinlicher, dass der Translohr (*) die Busse am 13er ersetzt, und keine von uns gewünschte klassische Tramway. Als Argument wird neben dem Fertigungsstandort Wien übrigens auch die konstruktive Ähnlichkeit und Türaufteilung mit dem ULF gebracht - den Wienern kann mit dem 13er also eine Art "neuer ULF" schmackhaft gemacht werden, und auch die nächste Tranche des gestalterisch in die Jahre gekommenen echten ULFs soll äusserlich dem Translohr Wien angeglichen werden. Zugegeben, optisch schaut er ja auch nicht schlecht aus...

(*) der Translohr ist ein elektrischer Spurbus, dessen Gummireifen auf Betonfahrbahnen laufen und der mit einer zentralen Führungsschiene in der Spur gehalten wird

Da die Tramway in Wien völlig unterm Hund ist (auch was ihr Prestige betrifft) will man jetzt "das Kind mit dem Bade ausschütten" und einen völligen Neubeginn wagen - bei der U-Bahn hat das ja damals auch funktioniert. Auch kommen die maßgeblichen Köpfe bei den WiLi ja eher aus dem Busbereich und stehen den Gummiradlern daher näher.

Mit dem Translohr wird also erstmals ein solches System in ein bestehendes Stadtverkehrsnetz eingefügt, man hofft damit auch, die Kompatibilitätsbedenken der Fachleute zu zerstreuen. Es wird in Wien also für all die in der Fachwelt thematisierten Probleme - Kreuzung und gemeinsame Trasse Tram/Spurbus etc. - Praxisbeispiele geben. Wien ist auch deswegen als Testbetrieb so interessant, weil überall anders das mit dem Translohr nicht vereinbare Rasengleis ein Killerargument gegen ihn ist - dieses Thema stellt sich in Wien überhaupt nicht, da ja Wien traditionell diesem modernen Oberbau skeptisch gegenüber steht.

Fotobeispiele bestehender Translohr-Systeme:

Clermont-Ferrand
Padua

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