1.April 2001: Neuorientierung des U-Bahn-Verkehrs

In Anbetracht der immer eindrucksvolleren Erfolge der ÖBB Cargo überlegt man nun auch bei den Wiener Linien, den stark subventionierten Personenverkehr auf den U-Bahn-Linien zugunsten des Frachtverkehrs auszudünnen. In Schwachlastzeiten werden künftig neue Garnituren eingesetzt, deren Beförderungskapazität stark zugunsten des Frachtverkehrs verändert wird. Nur noch ein Wagen soll zur Aufnahme von Passagieren geeignet sein, der klassische "Güterzug mit Personenbeförderung" feiert seine zeitgemäße Wiederauferstehung. Links trifft ein Prototyp (Typ W) bei Testfahrten auf einen herkömmlichen Zug der Linie U4.

Vor allem in Anbetracht der zu erwartenden geringen Auslastungen auf den neuen Aussenstrecken (U2) liegt der Gedanke nahe, die vorhandene Infrastruktur für einträglichere Verkehre zu nutzen. Vorbild dafür war unter anderem die "Cargotram" in Dresden und die "Post Office Railway" in London.

Geplant ist unter anderem, die großen Kaufhäuser der Mariahilferstraße unterirdisch zu beliefern; die derzeit ungenutzten unterirdischen Freiflächen entlang der U3 sollen zu lokalen Güterumschlagzentren ausgebaut werden. Der erst skeptische von den Grünen gestellte Bezirksvorsteher des 7.Bezirkes - er wollte diese Flächen dem Radverkehr öffnen - hat nun doch Zustimmung signalisiert und stellt vor allem die Chancen auf einen Schulterschluss zwischen Frächterlobby und Schienenverkehr in den Vordergrund.

Die Güterzug-Probefahrten werden vorerst am Wochenende durchgeführt, erstmalig am Sonntag, den 1.April. Bei aller Freude über die Entlastung der Straßen darf aber nicht übersehen werden, dass auf lange Sicht eine Einschränkung des Personenverkehrs unvermeidlich sein wird und es analog zum schrumpfenden Bundesbahnnetz zu Streckenstillegungen kommen wird. Gerüchte sprechen bereits von einer Einstellung des Personenverkehrs auf der unter Fahrgastmangel leidenden Strecke von Alterlaa nach Siebenhirten.


Soweit der Artikel, der daraufhin auch in der Newsgroup at.verkehr.bahn diskutiert wurde. Michael K. schrieb daraufhin, den Faden aufgreifend:

> Ich hab mir den Beitrag gerade durchgelesen. Ich habe auch schon
> davon gelesen, allerdings zeigt das Foto von dir den "alten" Prototypen.
> Die neuen sollen aus einer Doppelgarnitur für Personenverkehr bestehen.

Das konnte ich nicht so im Raum stehen lassen, ich antwortete folgendermassen:

> Das stimmt nur zum Teil. Die endgültigen Garnituren werden eine Kombination
> aus der in Auslieferung befindlichen Type V und der neuen Frachttype W sein,
> die endgültige Typenbezeichnung wird "VW" lauten. Damit werden analog zur
> Cargotram in Dresden, die das dortige Volkswagenwerk beliefert,
> Frachtfahrten zum GM-Werk nach Aspern durchgeführt, das ja im Zuge der
> Konzentrationsprozesse in der Autoindustrie teilweise auch Golfs und Audis
> erzeugen wird.

Scheinbar hat das die Kollegen überzeugt :-)
Hubert hingegen zweifelte - zurecht - an der technischen Machbarkeit des Plans:

> Bei kombinierten Güter und Personenverkehr, wie will man in ca.20-30sec.
> Stationsaufenthalt Frachten entladen? Kann mir das nur getrennt vorstellen.
> Z.B. in der Mariahilferstraße fährt dann in den Stationen der Gütezug auf
> das eine Gleis und am anderen wird der Personenverkehr abgewickelt.

Auch dafür hatte ich eine Lösung anzubieten:

> Das war ja einer der Knackpunkte. Die von dir angesprochene Lösung wird
> tatsächlich angestrebt, auch um die unterirdischen Leerflächen nicht
> ausschließlich dem Güterumschlag vorzubehalten. Das obere Gleis soll im
> Gleiswechselbetrieb von den herkömmlichen U-Bahn-Zügen befahren werden, das
> untere zum Entladen der Frachtzüge (vor allem der Saturn-Markt hat große
> Probleme mit der Anlieferung). Die Freiflächen neben dem oberen Gleis können
> nun so wie vorgesehen für den Fahrradverkehr freigegeben werden. Der Grund
> für diese Aufteilung ist, dass man Laptops leichter als Fahrräder zwei
> Stockwerke hochtragen kann.

Gernot E. hielt diese Pläne für ernsthaften Unfug:

> Und wer will im Keller radfahren? Neben der U-Bahn! Das ist IMO pervers.
> Das ähnlich den Typen, die im Fitneßcenter am Laufband laufen und vor sich
> eine riesige Glasscheibe haben, wo sie in den (echten) Wald sehen!

Ich hoffe jedenfalls, einige Leute mit diesem Quatsch zum lachen gebracht zu haben!

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