Die Straßenbahn-Vorgängerbetriebe vor der Übernahme durch die Stadt Wien

Die Anfänge: "Stellwagen"

Bereits ab 1825 gab es Linienverkehr: Privatunternehmer boten ein Liniennetz von "Stellwagen" an, das waren Omnibusartige Kutschen, die man "stellen", also einfach jederzeit anhalten konnte, feste Haltestellen gab es nicht. Diese Privatfirmen wurden 1881 zur "Wiener Omnibus Companie" zusammengefasst. Nur die "Österreichische Omnibus-Gesellschaft" blieb eigenständig. Insgesamt gab es etwa 60 Linien, die im Juli 1908 von der Stadt Wien übernommen wurden. Ab 1907 wurde langsam auf Motorbusse umgestellt, nach der Betriebspause im I. Weltkrieg wurde im September 1919 dann ausschließlich mit Kraftwagen gefahren.

Die Pferdetramway

Das Tramwayzeitalter begann am 4. Oktober 1865 mit der Linie Schottentor - Ottakring - Hernals (ab 1866 bis Dornbach); bis vor einigen Jahren entsprach das etwa der heutigen Linie 44. Gebaut und betrieben wurde die Bahn von der schweizer Firma Schaeck-Jaquet & Co., die Teil der 1868 gegründeten "Wiener Tramway-Gesellschaft" wurde. Nun entstand ein großes Pferdebahnnetz, aber auch Konkurrenz: Die "Neue Wiener Tramway-Gesellschaft" legte ihre ersten Gleise vom Gürtel über die Neulerchenfelder Straße zum Schottenhof (spätere Linie J) und baute dann Strecken in den westlichen Vororten.

Die Dampftramway

1883 wurde die "Dampftramway Krauss & Co" gegründet, die erste Strecke führte von Hietzing nach Perchtoldsdorf, bald nach Mödling und Ober St. Veit (spätere Linien 360 und 58). Nach diesem "Südnetz" entstand ab 1886 das "Nordnetz" von der Salztorbrücke nach Stammersdorf (heute Linie 31), mit einer Zweigstrecke von Floridsdorf nach Groß Enzersdorf (Linie 317) und eine Lokalbahnstrecke nach Auersthal (nach der Verlängerung nach Groß Schweinbarth wurde sie 1913 der NÖ. Landesbahn übergeben).

Auch die Neue Wiener Tramway-Gesellschaft setzte ab 1885 Dampfloks auf den Strecken nach Hütteldorf und Nussdorf ein; auch die Strecke nach Wiener Neudorf wurde anfangs von der NWT betrieben, aber 1888 an die "Actiengesellschaft der Wiener Localbahnen" abgegeben. Heute fährt hier die "Badner Bahn".

Die elektrischen Straßenbahnbetriebe

1883 wurde die erste elektrische Tramway im Großraum Wien eröffnet, sie fuhr von Mödling in die Hinterbrühl, eine Ausflugsbahn mit ziemlich komplizierter zweipoliger Fahrleitung: In unten offenen Rohren liefen vom Triebwagen gezogene Kontaktschiffchen. Die meterspurige Bahn war etwa 4,5 km lang und wurde schon 1932 wieder eingestellt. In Wien eröffnete die "Wiener Tramwaygesellschaft" 1897 ihre erste elektrische Linie vom BHF. Vorgarten zur Wallgasse; sie wird bis heute weitgehend von der Linie 5 befahren.

Die "Bau- und Betriebsgesellschaft für städtische Straßenbahnen" wurde unter Beteiligung von Siemens & Halske 1899 gegründet. Der Elektrifizierung der Pferdebahnlinien stand ebenso am Programm wie der Bau neuer Strecken. Auch die städtischen Dampftramwaystrecken wurden bis 1903 elektrifiziert; etwa gleichzeitig übernahm die Gemeinde Wien die die Gesellschaft und führte den Straßenbahnbetrieb ab nun in Eigenregie. Die Elektrifizierung der "Neuen Wiener Tramway-Gesellschaft führte Siemens-Schuckert 1902/03 durch, auch dieses Privatunternehmen übernahm die Stadt Wien.

Noch ein weiteres kleines Unternehmen versuchte sein Glück: 1898/99 eröffnete Ritschl & Co die Bahn Vorgarten-Kagran (mit Zweigstrecke nach Kaisermühlen), sie fuhr von Anfang an elektrisch. Auch sie kam 1904 unter Gemeindeverwaltung.

Der Dampfbetrieb auf den ehemaligen Strecken der "Dampftramway Krauss & Co" hielt sich etwas länger. Die meisten Strecken waren auch hier 1912 unter Fahrleitung, nur die Überlandstrecken nach Mödling und Groß Enzersdorf konnten erst nach dem I. Weltkrieg fertiggestellt werden. Die letzte Dampftramway fuhr am 22.1.1922 von Kagran nach Groß Enzersdorf.

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