Design in Vollendung: Die Straßenoberfläche als dritte Fassade zwischen den Häusern

Städte waren immer Ort der Begegnung, nicht des schnellen Transits. Immer haben die Bürger die Stadt als Einheit genutzt: Besinnung, Rückzug, Privatheit in den Häusern - Kommunikation, Handel, Interaktion in den Straßen und Plätzen. Die Stadt war immer ein einziger lebender Organismus, die Einzelteile nicht trennbar: Bürger, ihre Häuser, die Straßen und Plätze, die öffentlichen Bauten waren eine Einheit. Urbanität ist das Wort, das all das verbindend beschreibt.

Manche Länder, allen voran Frankreich, haben inzwischen die Stadt in ihrer ganzen Schönheit und Magie wiederentdeckt. In der globalisierten Vereinheitlichung wurden die Metropolen wieder individuell erkennbar, mit liebevollen Details und unverwechselbaren Design. Im Mittelpunkt der Reurbanisierung steht nun der Mensch mit seinen Bedürfnissen nach Ruhe, nach Schönheit und Harmonie.

In Frankreich entstanden - vor allem mit der Einführung der neuen Straßenbahnen - Stadträume in atemberaubender Schönheit. Sorgfältige Gestaltung bis ins letzte Detail: die Zentren sind wieder "Territorium der Hochwertigkeit" geworden, die Straßenoberfläche ist wieder die "dritte Fassade" zwischen den Häuserfronten.

Der Gestaltungswillen geht dabei bis in Details, oft mit Bezugnahmen auf lokale Gegebenheiten. Das Ginkoblatt ist das Symbol der Verkehrsbetriebe Besancon, in die Abdeckung der Baumscheibe sind die Straßen der Stadt geschnitten. Eine französische Spezialität sind die intuitiv erfassbaren Bodenbeläge, die unbewusst klar machen, welche Wege für den Nutzer vorgesehen sind: Glatte, angenehm zu begehende Böden stehen rauhen, abweisenden Pflasterungen gegenüber.

Aber nicht nur in Westeuropa werden die Städte schöner: auch im Osten hat man die Pracht der Innenstädte wiederentdeckt. Die Neugestaltungen in Budapest sind opulent, vielleicht manchmal sogar etwas übertrieben, verwandeln die Straßen aber in elegante Wohnzimmer.

Die Stadt hat ihre Sinnlichkeit wiederentdeckt: Nun spürt man wieder den Willen, die Menschen zu bezaubern, zu inspirieren, zu erfreuen. Das sind die wirklichen Werte, die Aufgaben der Stadt von morgen: Den Menschen das Umfeld zu geben, in dem sie sich wohl fühlen, in dem sie ihre Kreativität, Phantasie, Kraft entfalten können.


Weiterführender Artikel dazu: 'Platz-Bedarf!' (PDF)

Public Spaces in Frankreich

Public Spaces in Budapest

Die Schwäche der Wiener Platzumbauten wird vor allem im internationalen Vergleich deutlich:

Budapest, József Nádor Tér Wien, Neuer Markt
Dijon, Place Darcy Wien, Mariahilfer Platzl (Ch. Broda-Platz)

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Letzte Änderung: 16.10.2023