Orlyval ist eine automatische Kleinprofil-Metrolinie, die zwei Terminals am Flughafen Orly über eine Strecke von 7,3 Kilometern in sechs bis sieben Minuten ohne Zwischenstationen mit der RER B verbindet. 1988 wurde ein Konsortium aus Unternehmen wie Matra, Air Inter, RATP und einigen anderen Banken und Institutionen gegründet. Die Errichtungskosten der Orlyval werden auf 350 mio € geschätzt.
Eröffnet am 2. Oktober 1991, wurde die Linie anfangs vom Hersteller Matra betrieben, Fahrpreis 55 Francs (ca 11 Euro). Damit war die kurze Zubringerfahrt deutlich teurer als die Fahrt mit der RER vom Stadtzentrum an die Peripherie; Ankommende Touristen fühlten sich abgezockt, wenn sie bemerkten, das das teure Ticket nicht für die Weiterfahrt Richtung Stadt gültig war.
Wegen des hohen Preises und dem Umsteigezwang in Antony blieben die Fahrgastzahlen weit hinter den Erwartungen. Während Prognosen mit 12.000 Fahrgästen/Tag rechneten, um rentabel zu sein, nutzten nach 5 Monaten Betrieb weniger als 4.000 Fahrgäste/Tag die Linie. Kaum ein Jahr nach der Eröffnung ging die Firma Orlyval in Konkurs. Die Strecke wurde dann im Rahmen einer Konzession von der RATP DEV übernommen, die sie seit 1993 betreibt, seither subventioniert die öffentliche Hand den Betrieb mit jährlich 2 mio Euro. Diese Subvention läuft, zusammen mit der Konzession, per Ende 2021 aus.
Inzwischen ist viel passiert: Seit 2013 verbindet die Straßenbahn T7 den Flughafen mit der Metro M7 zum Normaltarif. Der "Grand Paris Express", das Bauprogramm neuer Metrolinien in den Vororten, wird auch den Flughafen bedienen: Ab 2024 fährt die Linie 14 direkt vom Zentrum hierher, und ab 2027 die Tangentiallinie 18. Damit ist die VAL-Metro (Sondertarif derzeit € 9,30) praktisch obsolet, dazu kommt, dass das Rollmaterial auch langsam ans Ende seiner Lebensdauer kommt.
Derzeit werden mehrere Umstellungsszenarien untersucht. Die in solchen Fällen übliche Patentidee eines Radweges ist hier wegen Tunnel und Hochstrecke nicht ganz passend. Eine Möglichkeit wäre, sie zu einer Bustrasse umzubauen; ebenfalls möglich wäre aber auch, die Strecke aufzugeben und die Viadukte in Orly abzureissen. Die ersten Zahlen aus der RATP-Studie, die im Dezember 2019 vorgelegt wurde, beziffern den Preis für den Abriss dieser Infrastruktur auf rund 140 Millionen Euro, was allerdings stark übertrieben erscheint.
Eine Lösung, die von mehreren Nutzerverbänden und den Gemeinden Antony, Wissous und Paris-Saclay gefordert wird, wäre die Integration dieser Linie in das Tarifsystem der Ile-de-France (Navigo-Pass) und dessen Netz. Bei diesem Umbauprojekt geht es darum, 3 neue Stationen zu schaffen, um die Stadtteile Antony und Wissous zu erschließen. Die Schaffung dieser 3 zusätzlichen Haltestellen würde nur 80 Millionen Euro kosten (im Vergleich zu den 140 Millionen des reinen Abrisses) - am Plan von links nach rechts:
- An der RER C-Station Chemin d'Antony, die es den Bewohnern der Viertel Parc de Tourvoie, Lavoisier und Guillebaud ermöglichen würde, das Stadtzentrum und die zukünftigen Linien 14 und 18 nach Orly zu erreichen.
- In Wissous, der verkehrstechnisch ewig vergessenen Stadt, an der eine Autobahn ohne Anschluss vorbeiführt, die RER C nicht hält (obwohl es eine Station gibt) und natürlich die OrlyVAL, die in dieser Stadt zwar ihr Depot hat, aber ebenfalls keine Haltestelle.
- Und eine weitere beim Großmarkt Rungis/la Fraternelle.
Die VAL würde eine viel bessere Frequenz bieten als die RER C am Chemin d'Antony und in Rungis la Fraternelle (nur 30 Minuten in der HVZ). OrlyVAL könnte also zu einer Metrolinie werden, und die lokale Erschließung zwischen der RER B und den zukünftigen Metrolinien 14 und 18 übernehmen.
Tatsächlich wäre es fragwürdig, eine Linie zu schließen, in die so viel Geld, sowohl privat als auch öffentlich, investiert wurde. Vom vorgeschlagenen Umbau und der Integration in das normale Tarifsystem erwarten die Gemeinden eine deutlich rentablere Linie mit großem Mehrwert.
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Letzte Änderung: 16.3.2021