Die Linie T3 ist die erste innerhalb der eigentlichen Pariser Stadtgrenzen. Sie folgt dem "Boulevard des Maréchaux", einer ringförmigen Straße etwa entlang der Stadtgrenze. Parallel zu diesem Boulevard liegt die Ringbahn "Petite Ceinture", die seit Jahrzehnten nicht mehr im Personenverkehr befahren wird. Ursprünglich hätte die neue Tramway auf dieser Bahntrasse verkehren sollen, man entschied sich aber zu einer Führung im Niveau, um den Fahrgästen bessere Zugangsmöglichkeiten zu bieten. Das Ergebnis ist eine typische französische Straßenbahntrasse, von der man im deutschsprachigen Raum nur träumen kann: Der Autoverkehr wurde wie üblich stark reduziert, die ganze Straße komplett neu gestaltet, etliche Bäume neu gepflanzt. Rasengleis und elegante Haltestellen sind selbstverständlich. Mit der Straßenbahn wurde diese heruntergekommene Straße - mit ihren Unterführungen und Spurenaufteilung erinnerte sie stark an den Südgürtel in Wien - zu einem klassischen urbanen Boulevard, an dem man sogar gerne wieder spazieren geht.
Auch der erwartete Erfolg hat sich eingestellt: heute ist es neben der Budapester Linie 4/6 die am stärksten genutzte Straßenbahnlinie Europas.
Bild oben links: die Straßenbahn ersetzt die bisherige Buslinie "PC", die bisher in drei Teilstrecken ganz Paris umrundete. Ende 2006 wurde die erste Etappe eröffnet, inzwischen sind die beiden Äste T3a und T3b in Betrieb. Als Prestigeprojekt ist die Linie hochwertig gestaltet, vor allem an der T3b (untere drei Bilder) gibt es sehr schöne Stellen. Inzwischen wurde das vorerst letzte Teilsück zur Porte Dauphine vollendet (Eröffnung 2024), damit fehlt nicht mehr viel, um die beiden Teilstrecken auch im Westan an der Seine zusammen zu schließen; das ist aber vom dortigen "noblen" 16. Arrondisment nicht gewünscht. Inzwischen spricht man bei "Île de France-Mobilités" von einer "Bustrasse mit hoher Servicequalität" (BHNS). Allerdings muss man auch einräumen, dass das Einzugsgebiet im Vergleich zu den anderen Teilstrecken weniger Fahrgastaufkommen verspricht: westlich der Trasse liegt der große Wald von Boulogne, und die RER C verkehrt teils parallel auf der alten Gürtelbahn; es ist aber zu hoffen, dass der Ring trotzdem in fernerer Zukunft vollendet wird.
Der Plan zeigt den Zustand 2017. Bei Porte de Vincennes ist der Bruchpunkt der beiden Linien, nicht ganz geschickt - eine sechsspurige Straße liegt zwischen den beiden Endstellen. Eine Verlängerung zum Metroknoten Place de la Nation ist angedacht, sie würde die nördlich liegende T3b betreffen (an der südlichen Straßenseite des Cour de Vincennes ist ein stark besuchter Markt).
Wichtigster Knotenpunkt der nördlichen Strecke ist die neue RER-Station Rosa Parks. Das Areal war früher von Industrie geprägt und ist nun Stadtentwicklungsgebiet, das sich Richtung Westen über die Achse des Nordbahnhofes hinaus erstreckt. Die Straßenbahn durchfährt dabei das riesige umgebaute "Entrepot MacDonald", mit 617 Metern das längste Gebäude der Stadt, ein "liegender Wolkenkratzer". Inzwischen wohnen hier 3000 Menschen, im Erdgeschoß sind zahlreiche Lokale und Geschäfte untergebracht. Auch die Tramway T8 soll künftig von der Peripherie kommend hier enden.
Artikel in Architectural Review
Auf dem linken Bild sind noch die Reste der Gütergleise zu sehen, der Bahnhof lag an der Strecke der Petite Ceinture, der aufgelassenen Ringbahn um Paris; am Vorplatz hat man symbolhaft Gleise verlegt, um an diese Strecke zu erinnern (Mitte). Rechts ein Bild des Rasengleiskörpers im Dürresommer 2019; leider hat man bei diesem neuen Streckenteil auf die Bewässerungsanlagen verzichtet.
Die unteren drei Bilder zeigen die letzte Verlängerung nach Porte Dauphine, hier ist die urbane Eingliederung grandios gelungen.
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Letzte Änderung: 12.11.2024