Straßenbahn in Frankreich - Paris, Linie T1

Im Nordwesten der Stadt entstand die erste Tramwaylinie. Diese klassische Straßenbahn auf weitgehend eigenem Gleiskörper verbindet als Tangente drei Metroendstationen und ersetzt ein ganzes Buslinienbündel. Sie war eine der ersten modernen Niederflursysteme in Frankreich. Typisch französisch das durchgehende Design, die "Corporate Identity", mit dem Frankreich auch Produkte der Infrastruktur versieht; typisch kompromisslos auch die spitzen Kegel, mit der allzu freche Autofahrer von der Trasse ferngehalten werden.

2003 wurde die Linie erstmals verlängert: nun wird in Noisy-le-Sec die RER-Linie E erreicht. Die Fahrzeuge wurden um die von der T2 übernommenen Wagen ergänzt und einheitlich neu dekoriert. Obwohl die Neubaustrecke teilweise entlang eines Autobahnzubringers verläuft wurde die sorgfältige Gestaltung auch hier fortgesetzt. Bei der Querung der Autostraße hat die Straßenbahn - wie in Frankreich selbstverständlich - Vorrang.

Die Verlängerung um 10 Stationen nach Westen wurde 2012 eröffnet. Interessant dabei der ganz unterschiedliche Charakter der durchfahrenen Stadtteile; Während St Denis von Zuwanderung geprägt und sehr belebt ist, ändert sich das Bild westlich des Bahnhofs und der Überqerung der Seine aprupt. Vor Allem die Durchquerung des alten Ortskerns von Gennevilliers ist reizvoll, hier teilt sich die Strecke zwischen Timbeaud und Le Village in separate schmale Einbahnstraßen.

Am 19.10.2019 kam noch eine Station dazu, nun fährt man bis Asnières-Quatre Routes. Derzeit wird die weitere Westverlängerung der Linie in den Stadtteil Colombes vorbereitet, dort soll sie auf die Linie T2 treffen. Der westliche Endpunkt wird dabei nach einem kurzen gemeinsamen Streckenstück beim derzeitigen T2-Depot Gabriel Peri sein.



Die seit vielen Jahren umstrittene Verlängerung am anderen Ende ist nun auch endlich finanziert. Dort gab es lange politische Widerstände, die nun endlich ausgeräumt werden konnten. Für den Südteil der Linie wird bei Rue de Rosny ein neues Depot entstehen (derzeit wird die T1 vom Depot Bobigny betrieben).

Großer Wermutstropfen dabei: Der RATP scheint die Linie zu lang für stabilen Betrieb, sie soll in zwei unabhängige Teilstücke getrennt werden. Bruchpunkt ist dabei die Station Bobigny, wo eine mehrgleisige Doppelendstation erreichtet wird; Die südliche Teilstrecke wird etwa 10,7 Kilometer, die nördliche etwa 14 Kilometer lang sein (Gerüchte sprechen von einer weiteren Teilung der Nordstrecke nach Verlängerung bis Colombes). Hier der Plan zur neuen Zwischenendstelle in Bobigny:



Als begleitende Maßnahme werden derzeit die Haltestellen der Bestandstrecke verlängert, da die TFS2-Garnituren durch längere Alstom-Züge ersetzt werden sollen. Anders als im deutschsprachigen Raum üblich werden die Haltestellen dabei ersatzlos gesperrt und nicht einfach provisorisch verlegt - hier ist die von der Metro beeinflusste französische Denkweise sichtbar. Am 1.10.2021 kündigte die RATP nun an, bis zu 120 neue Alstom-Straßenbahnzüge zu bestellen: In einer ersten Tranche kommen 37 Züge als Ersatz für die alten TFS2; die weiteren 83 sollen auf den noch zu bauenden Verlängerungen von T1 und wohl auch T8 verkehren. Insgesamt umfasst die Bestellung einen Betrag von 310 mio Euro. Ab 2024 ersetzen die ersten neuen Citadis-Züge die Altwagen.



Die offizielle Webseite zur Südverlängerung




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Letzte Änderung: 13.9.2024