Malmö: Häuser einer Ausstellung



Malmö teilte das Schicksal vieler Arbeiter- und Hafenstädte: Eine lange Krise der Schwerindustrie vernichtete zehntausende Arbeitsplätze und hinterließ Brachflächen in durchaus attraktiver Lage am Meer. Die Erholung begann Ende des 20. Jahrhunderts, mit der Öresundbrücke (Bild oben) kam der Boom in die von 300.000 Menschen bewohnte „kleine Großstadt“. Sie verbindet Kopenhagen mit Malmö und hat den Austausch zwischen den beiden Städten massiv vorangetrieben.

Der historische Kopfbahnhof (außen) wurde mit einem Durchgangsbahnhof und einer Strecke Richtung Brücke (Mitte) ergänzt

Die Halle der Kockums-Werft am Westhafen wurde nach der Schließung für Messeveranstaltungen genutzt; 2001 begann dann mit einer internationalen Wohnbaumesse die große Entwicklung, die die Hafeninsel inzwischen prägt. Hier im Westhafen entstand mit der Wohnbaumesse Bo01 ein Stadtviertel, das zum Besten gehört, was zeitgenössische Stadtentwicklung zu bieten hat. Wahrzeichen der Bauausstellung und inzwischen auch Malmös ist der "Turning Torso", ein Hochhaus von Santiago Calatrava.

Ein Wasserlauf markiert das Entrée in diesen fast dörflich wirkenden Bereich mit seinem unregelmäßigen Straßennetz, das bewusst an malerische mittelalterliche Siedlungsstrukturen angelehnt wurde. Hier wechseln gelb gepflasterte Gassen ohne Gehsteige mit kleinen Platzaufweitungen, Weilern, Grüninseln ab, die Kleinteiligkeit der Strukturen sind der menschlichen Schaulust angepasst, überall verzahnt sich die Aufmerksamkeit des Flaneurs mit Kleinigkeiten am Straßenrand. All das wirkt selbstverständlich und unverkitscht, die Vielfalt an Gebäudeformen bleibt durch den häufigen Einsatz von Backstein und das viele Grün harmonisch, jede Ecke bietet neue angenehme Eindrücke – und das Calatrava-Hochhaus ist als Orientierungspunkt fast immer über den niedrigen Wohnhäusern zu sehen.

Entlang des Meers schützt eine ebenfalls unregelmäßig geformte Zeile mehrgeschoßiger Wohnbauten die Idylle vor den Westwetterlagen, die Sturm und Regen von der See herantragen. Diese Promenade ist Aushängeschild des Quartiers und neuer Treffpunkt der Malmöer; entworfen hat sie Thorbjörn Andersson, ein Star der schwedischen Landschaftsarchitektur.

Auch wenn die neueren Bauten großformatiger sind als die „Dorfhäuer“ der Bauausstellung, sollen die Prinzipien des nachhaltigen Bauens mit innovativen Umweltlösungen weiterhin gelten und weiterentwickelt werden – vom Regenwassermanagement über die lokale Energieerzeugung bis hin zum Abfallmanagement.

Inzwischen ist Malmö zum Magnet für Bürger aus Kopenhagen geworden, und es ist wahrscheinlich geworden, dass die Öresundbron nicht die einzige Verbindung bleiben wird: die Kopenhagener Metro soll bis hierher verlängert werden – mit Zügen alle 90 Sekunden und einer Fahrzeit von nur 20 Minuten wird Malmö dann praktisch zum Stadtteil von Kopenhagen.


Malmö - Artikel im Spectrum der Presse (PDF)

Alle Viennaslide-Bilder zum Entwicklungsgebiet Bo01

Die Website des Entwicklungsgebiets (Schwedisch)

Thorbjörn Andersson Landschaftsarchitektur


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Letzte Änderung: 24.2.2024