Der "65er" war eine eher unspektakuläre Linie, die Zeit ihres "Lebens" zwischen der Oper und dem Wienerberg pendelte. Persönlich bin ich mit ihr verbunden, sie war zusammen mit dem "62er" meine Hauslinie. Im Sprachgebrauch meiner Familie war der 65er sowas wie der kleine Bruder des wichtigeren 62ers; in meiner Kindheit waren die Züge kürzer als beim "großen Bruder", und das Ziel im Arbeiterbezirk Favoriten wesentlich unwichtiger als das des 62ers im noblen Hietzing. Der 62er hatte zwei Anhänger, der 65er nur einen, als Kind konnte ich damit den Unterschied erkennen. Mit der Eröffnung der U4 haben sich die Fahrgastströme verlagert, die Menschen fahren nun eher mit der U-Bahn von der Oper in den 13.Bezirk. Damit hat sich die Bedeutung gewandelt: der 65er fuhr nun mit modernen Gelenkwagen und Beiwagen, während am 62er die ältesten Wagentypen eingesetzt wurden.
Am 25.10.2008 endete die Geschichte der Linie auf überraschende Weise: nach Jahrzehnten gab es erstmals eine massive Verbesserung im Wiener Tramwayverkehr, die Linie 65 ging in der neuen Durchgangslinie 1 auf. Wenig bekannt sind übrigens die Pläne, die schon vor längere Zeit von den Wiener Linien angedacht wurden: eine Verknüpfung der Linie J mit dem 65er. Die einzige Spur dieses Plans war die teilweise Stellung der Linie J durch den Bahnhof Favoriten, zum planmäßigen Betrieb einer Durchgangslinie J/65 kam es dann allerdings doch nicht.
Naturgemäß habe ich von der Wiedner Hauptstraße relativ viele Bilder, vor allem bei Schneefall war das mein erstes Ziel für spontane Fotosessions. Das ist der Grund für die vielen Schneefotos, die natürlich nicht repräsentativ für die tatsächliche Schneehäufigkeit sind.
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