Im romantischen Westen Europas ist die Zeit stehen geblieben
Die Lissabonner Tramway ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Leider wurde ein Großteil des Netzes bereits eingestellt, man sieht kilometerlange brachliegende Gleise - der Rest wird wohl vor allem für die Touristen am Leben erhalten. Dementsprechend wenig ernst nimmt man den
Betrieb, der auf für hiesige Verhältnisse unvorstellbare Weise abläuft. Fahrtbehinderungen durch den chaotischen Autoverkehr sind an der Tagesordnung, abenteuerliche Umleitungen oder Kurzführungen lassen die Fahrt zu einem Glücksspiel werden, für das man jede Menge Geduld mitbringen muss. Die Lissabonner selbst nutzen die Straßenbahn kaum.
Die Fahrzeuge selbst sind remotorisierte historische Zweiachser, die dank der neuen elektrischen Ausrüstung erstaunliche Beschleunigungswerte entwickeln. Auf den Touristenstrecken bzw. in der Alfama wird mit Rolle gefahren, auf den westlichen Strecken wird ein moderner Halbscherenbügel verwendet. Leider tragen die meisten Züge auffällige Werbung.
Nach Jahrzehnten der Agonie kam es zuletzt zu einer kleinen Sensation: Die seit den 1990er Jahren eingestellte Linie 24 wurde teilweise wiedereröffnet - zuerst von Camoes nach Real, die Verlängerung nach Campolide soll folgen. Darüber hinaus hat die Betreibergesellschaft Carris 15 neue Straßenbahnzüge vom Typ CAF-Urbos bestellt, die 2023/24 ausgeliefert werden.
Die Lissabonner Tramwaylinie schlechthin. Die längste Linie der Stadt durchfährt zwischen Prazeres und der "Baixa", der Unterstadt, reizvolle Gässchen, bevor sie dann die atemberaubenden Steigungen in die "Alfama" in Angriff nimmt. In der Alfama wird sie von der eigenartigen Rundlinie "12" verstärkt, deren Rundkurs und das lange Intervall den Verkehrswert dieser Strecke erheblich mindern. Die Fotos täuschen übrigens - die Gassen sind mit Autos vollgestopft, es ist sehr schwer, Züge ohne störenden Verkehr aufzunehmen. Die Bilder der westlichen Linie 28 entstanden allerdings an einem langen Wochenende, dementsprechend leer waren die Straßen an diesem Tag.
Die Steilstrecke in diesem Teil ist ein unglaubliches technisches Kunststück. In völlig aberwitzigen Serpentinen windet sich die kleine Bahn durch Gässchen, in denen sich die Passanten in die Hauseingänge drücken müssen, um nicht überfahren zu werden. Wilde Gleisverschlingungen und Neigungswechsel machen die Fahrt zu einem Erlebnis ähnlich einer Hochschaubahn. Die eingleisigen Strecken werden durch Lichtsignale geregelt, die aber gelegentlich missachtet werden - dann stehen sich die Züge gegenseitig im Weg, die Auflösung der Konfusion ist wegen der Rückfallweichen kompliziert...
Video: Strassenbahn in der Alfama, Teil 1
Video: Strassenbahn in der Alfama, Teil 2
Video: Strassenbahn in der Alfama, Teil 3
Dieser Platz war der Knotenpunkt der Tramnetzes, der aber fast alles seiner Aktivität mit den verschiedenen Stilllegungen eingebüsst hat. Heute ist er Abfahrtsstelle der Touristenrundkurse, die mit rot-weiss lackierten Wagen gefahren werden.
Carris, die Lissaboner Tramway-Gesellschaft
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Alle Viennslide-Bilder zur Straßenbahn von Lissabon
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Copyright Harald A. Jahn / www.viennaslide.com
Alle Fotos entstanden Ende April 2001; Letzte Änderung: 23.3.2023