Linz an der Tramway

Seit der Ausmusterung der zweiachsigen Altwagen ab den 1970er-Jahren wurden die Fahrzeuge immer länger: Die ersten gelenkwagen waren noch sechsachser und wurden später um ein modul verlängert, die letzte Serie hatte bereits 10 Achsen - damals ein ungewöhliches Bild für Wiener Besucher. In Linz hat man immer etwas weniger konservativ gedacht als in der Hauptstadt, bis heute ist der Betrieb deutlich zeitgemäßer als Wien. Die aktuellen "Cityrunner" sind mit 40 Metern die derzeit längsten Wagen auf Österreichs Gleisen. Der Fahrkomfort ist trotz nur 900 mm Spurweite sensationell. Auch bei ortsfesten Anlagen hat Linz die Nase vorn: an jeder Haltestelle findet sich seit vielen Jahren eine Anzeigetafel, die über die nächsten Züge informiert.

In den 1980ern entdeckte man den Wert langer Züge: 10-Achsige Duewags bestimmten das Bild

Das Straßenbahnnetz besteht aus einer zentralen Stammstrecke durch die Altstadt, die sich an der Peripherie in lange Außenäste verzweigt. Diese Stammstrecke führte lang am Bahnhof vorbei, was Anfang der 2000er-Jahre durch eine unterirdische Anbindung des Bahnhofs korrigiert wurde. Dieses Tunnelstück ist allerdings das Nadelöhr, da hier nicht auf Sicht gefahren werden kann - die Signalregelung erzwingt größere Abstände zwischen den Zügen.

Die Tieflage bringt nicht nur Vorteile: Die Zugangswege sind lang geworden, die Streckendurchlässigkeit kommt an ihre grenzen

Seither ist aber noch mehr passiert: Die Linie 2 wurde zur Solar City verlängert, eine fantastische Neubaustrecke nach heutigem Standard; eine neue Linie 4 wurde vom Hauptbahnhof nach Westen, nach Traun, gebaut und soll irgendwann noch weiter verlängert werden.

Stadtgestaltung wie in Frankreich: Die Verlängerung zur Solar City (oben) und nach Traun (unten)


Die Bündelung auf einer einzigen Strecke durch das Stadtzentrum macht aber - wie auch in Graz - Probleme. Beide Städte wollen das mit einem „Bypass“ lösen; Während Graz nun nach langen Seilbahn- und U-Bahn-Fantastereien und nach einem politischen Wechsel auf pragmatische Lösungen setzt und die Straßenbahn nun endlich ausgebaut werden soll, geht Linz den umgekehrten Weg. Allerdings gibt es dort mit der Mühlkreisbahn eine ÖBB-Strecke, die als nicht elektrifizierter Inselbetrieb mit ungünstigem Endbahnhof in Urfahr ihr Potential nicht ausschöpft.

Eine frühere Planung der „Linz Linien“ sah vor, die Mühlkreisbahn auf die Straßenbahnspurweite von 900 Millimeter umzuspuren und mit Straßenbahnwagen aus dem Stadtnetz zu bedienen. Zusätzlich hätte eine zweite Nord-Süd-Schienachse die Strecke in der Innenstadt entlasten sollen, sie sollte über die neu errichtete „Eisenbahnbrücke“ die Donau queren und östlich der Bestandsstrecke zum Hauptbahnhof geführt werden.

Die Politik entschied aber anders: Die Entlastungsstrecke soll kommen, allerdings nicht für die Straßenbahn! Das neue Konzept sieht vor, mit normalspurigen „Tram-Trains“ zwei neue S-Bahn-Linien zu bedienen: Die Strecke Hauptbahnhof-Eisenbahnbrücke wird dabei von beiden Linien befahren, nach der Donauquerung im Norden sollen zwei Äste entstehen. Der westliche Ast wird in die dann elektrifizierte Mühlkreisbahn eingebunden, der östliche soll entlang der Donau Richtung Universität geführt und später bis nach Pregarten ausgebaut werden. Dabei gibt es einige neuralgische Punkte, die noch geklärt werden müssen, wie im Bereich Urfahr Ost, wo Stadtbahn, Straßenbahn, Stadt- und Regionalbusse zusammenkommen. Die Tunneltrasse wurde seit Planungsbeginn auf die Strecke Derfflingerstraße - Europaplatz verkürzt. Die künftige Stadtbahn könnte am Hauptbahnhof mit der Linzer Lokalbahn verknüpft werden, was diese deutlich aufwerten würde.

Für die neuen Fahrzeuge schloss sich das Land Oberösterreich zusammen mit Salzburg und einigen Deutschen Verkehrsunternehmen zu einer Ausschreibungsgemeinschaft (Projekt VDV-Tram-Train) zusammen. Bei dieser gigantischen Ausschreibung von mehr als 500 Fahrzeugen bekam Stadler Rail den Zuschlag und wird in den nächsten Jahren etwa 250 „CityLink“ liefern, die andere Hälfte der Wagen ist derzeit noch optional. Auch der Betrieb der neuen Strecken soll EU-konform ausgeschrieben werden, wobei das Land Oberösterreich die Infrastruktur zur Verfügung stellen wird. Realistisch gerechnet könnte das neue System um 2030 in Betrieb gehen, die ersten Fahrzeuge werden schon ab 2026 in Linz erwartet.

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Letzte Änderung: 19.2.2024