Stadtarchäologie

Unter dem Asphalt der heutigen Fahrbahnen sind oft noch die Straßen verborgen, auf denen die Menschen der Zwischenkriegszeit unterwegs waren. Der neue Belag wurde oft einfach darüber gegossen, die alten Strukturen wurden unverändert versiegelt. Manchmal, wenn Straßen dann erneut saniert werden, treten diese Flächen wieder ans Licht - und regen zum Nachdenken über die Veränderungen an, denen die Stadt unterworfen ist.

Vieles an Wien ist - vor allem in den letzten 20 Jahren - schöner geworden. Noch in den 1980er Jahren waren viele Häuser grau, die Fassaden zeigten sogar noch Spuren aus dem 2. Weltkrieg. Diese Wunden wurden verschlossen. Bei den auftauchenden Gleisresten fragt man sich allerdings, ob es wirklich klug war, all diese Strukturen dem Autoverkehr zu opfern: seit der Nachkriegszeit wurde das ehemals bestens ausgebaute Straßenbahnnetz um ein Drittel reduziert.

Ziegelofengasse Lambrechtgasse Hofmühlgasse

Oben: Gleisreste der Straßenbahnlinie 13, heute durch den Bus 13A ersetzt. Auffallend, wie breit die Gassen plötzlich wirken, wenn die parkenden Autos verschwunden sind... Unten: Re.Wienzeile / Hamburgerstraße im Sommer 2006. Die Straßenbahnlinie 61 fuhr von der Oper kommend die Wienzeile entlang und nach einem Schlenker durch den 5. Bezirk weiter nach Schönbrunn. Sie wurde nur teilweise durch Busse ersetzt. Für kurze Zeit wurde sichtbar, dass früher auch diese Verkehrsader eine ruhige Straße gewesen sein muss.

Schönbrunnerstraße Schönbrunnerstraße Schönbrunnerstraße

Die Bilder der untersten Reihe zeigen Spuren des zweiten Weltkrieges: Einschusslöcher, alte Aufschriften. Inzwischen wurden fast alle Fassaden renoviert, die Stadt ist hell und freundlich geworden; manchmal kommt die gruselige Vergangenheit allerdings wieder ans Licht und zeigt, dass uns nur eine dünne Schicht von den Abgründen trennt, in die unsere Großeltern gestürzt sind...

Notausgang Einschusslöcher Hakenkreuz

In einem kleinen Filmbeitrag für den ORF konnte ich ein wenig über das Thema philosophieren:


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