Dieser Artikel entstand um 2001 und ist daher nur von historischem Interesse.
Der Bau der U2/5 läuft inzwischen, damit ist eine mögliche Realisierung dieses Vorschlags in weite Ferne gerückt; technisch verunmöglicht wurde er durch das U2/5-Projekt aber nicht.
Etwa seit der Jahrtausendwende fand sich in den Entwürfen des Wiener U-Bahn-Netzes eine Linie "U5", die Hernals mit der City und dem Wienerberg verbinden soll. Sie bringt trotz enormer Baukosten kaum Neuerschließung, aber erfordert den erneuten Umbau der Linie U2. Auf dem untenstehenden Plan ist die Strecke in blassem Lila eingezeichnet.
Das Projekt animierte mich 2001, einen Alternativvorschlag zu präsentieren
Ein alter Hut, verkehrt herum aufgesetzt
Die Strecke in Richtung Dornbach war immer Teil der früheren Netzentwürfe, die U2 hätte am Landesgericht in 2 Äste geteilt werden sollen. Diese Erweiterung hätte, wenn man weiterhin auf vollen U-Bahn-Ausbau setzt, wegen der Bebauungsdichte im Einzugsgebiet ihre Berechtigung, wenn auch zu einem hohen Preis. Da man aber nicht nach Norden bauen möchte, um das dichte Straßenbahnnetz nicht zu gefährden, hat man nun das Problem des stadtseitigen Endes der Strecke nach Hernals und kam oben beschriebene Führung einer Verknüpfung mit der U2. Sinnvoller wäre eine weitere Innenstadtquerung (Herrengasse mit Umsteigemöglichkeit zur U3 - Albertina - Karlsplatz).
2 neue Stadtbahnstrecken statt einer U5
Statt dem Bau der U5 könnte mit einer Schnellstraßenbahn, die ihren Namen wirklich verdient, zu wesentlich geringeren Kosten wesentlich schneller einer größeren Menge von Wienern deutliche Zeitgewinne ermöglicht werden. Genau das war schon 1964 geplant: Straßenbahnlinien, die die Innenstadt unterfahren. Das "Jonasreindl" am Schottentor war als Startpunkt für eine Linie unter der Herrengasse vorgesehen.
Die unterirdische Innenstadtdurchquerung ab Schottentor mit Verbindung zur Linie 71 (Rennweg), 62/65/WLB (Wiedner Hauptstraße) und eventuell D (Südbahnhof) wäre ein schon lang fälliger und auch seinerzeit bereits vorgesehener Lückenschluss. Die Schleife Schottentor ("Jonasreindl") wurde bereits in Hinblick auf eine Verlängerung Richtung Herrengasse gebaut, die Schleife ist eigentlich ein Langzeitprovisorium! Der Plan oben zeigt die Überlegungen der 60er-Jahre, die noch heute aktuell sind.
In 4 Minuten durch die City
Die neue Strecke könnte ab Schottentor durch die Herrengasse geführt werden, nach U-Bahn-Richtlinien ausgeführt dieselben Reisegeschwindigkeiten erlauben. An einer Station "Herrengasse" kann zur U3 umgestiegen werden, die Station "Albertina" erschließt Oper, Albertina, Kärntnerstraße. Unter der Kreuzung Operngasse/Ring ermöglicht eine Station anstelle der derzeitigen Passage das Umsteigen in die Ringlinien. Eine Rampe führt die Citytram nach Unterqueren des Rings ans Tageslicht (die Rampe wäre in der Operngasse bei der Elisabethstraße anzuordnen, der Karlsplatz würde oberirdisch gequert). Hier teilen sich die neuen Strecken, ein Ast führt zum bereits bestehenden Gleiskörper der Lothringerstraße, die künftig der 71er auf seinem Weg zum Schwarzenbergplatz und Rennweg benützt, der andere Ast führt an der neuen Kunsthalle vorbei zur Wiedner Hauptstraße. Bei der Kunsthalle könnte auch die 4gleisige Haltestelle nach Richtungen getrennt angelegt werden.
Der Individualverkehr vom Ring Richtung Wienzeile könnte künftig durch die Kärntnerstraße geführt werden, wo der derzeitige Gleiskörper dann nicht mehr gebraucht wird; die Operngasse hätte auf einer verbleibenden Spur nur den abfließenden Verkehr aus der Innenstadt aufzunehmen.
Die Lokalbahn Wien-Baden ("Badnerbahn") könnte in der Station "Oper" beginnen, zwischen diesem und der Albertina ist unterirdisch genug Platz für ein drittes Wende- und Abstellgleis.
Große Fläche statt einer Linie
Die Vorteile: Die Linien 38,40,41 könnte mit 62, 65 und 71 verbunden werden - die mühsame Umsteigerei am Schottentor würde endlich wegfallen. Die Lokalbahn könnte in einer unterirdischen Station bei der Albertina enden oder ebenfalls durch die Stadt weitergeführt werden.
Links: der ursprüngliche ÖVP-Vorschlag; der Netzplan in der Mitte macht den Vorteil auf den ersten Blick deutlich: Große Flächen des Stadtbgebiets können ohne umsteigen mit der City und allen U-Bahn-Linien verbunden werden. Diese Baumaßnahmen könnten in wenigen Jahren fertiggestellt werden, die Strecke wäre, mit ULFen betrieben, genauso attraktiv wie die U-Bahn. In heutiger Qualität gebaut, wäre sie mit den unangenehmen USTRAB-Stationen nicht zu vergleichen und würde wegen des wegfallenden Umsteigezwanges höhere Reisegeschwindigkeiten als die U-Bahn ermöglichen. Noch bestechender wird das Konzept, wenn die "Badner Bahn" einen Ast über den Wienerberg erhält und die Linie 65 ebenfalls dorthin verlängert wird, wie ganz rechts gezeichnet.
Ein Vorbildbetrieb ist zB Hannover, wo dieses System bestens funktioniert: Die "Stadtbahn" fährt oberirdisch, quert aber das Zentrum U-Bahnmäßig unteridisch. Bei der jährlichen CeBit oder der Expo zeigt das System regelmäßig seine Leistungsfähigkeit.
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Im Jahr 2001 habe ich das Konzept schön gebunden an alle möglichen zuständigen Stellen gesandt. Abgesehen von einigen durchaus herablassenden Briefen sind die Grünen auf die Idee aufgesprungen und präsentierten das Konzept auf einer Pressekonferenz. Veröffentlichungen in diversen Tageszeitungen waren die Folge.
Als vorläufiger Höhepunkt der daraus erfolgten Diskussion wurde das Konzept dann im Gemeinderat als Antrag eingebracht. Ich muss ehrlich zugeben, nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet zu haben. Darüber hinaus fand sich dann im Masterplan Verkehr von 2003 die Verlängerung der Linie 65 (heute 1) nach meinem Vorschlag - leider wurde diese Planung prompt vom Bezirksvorsteher des 12. Bezirks heftig attackiert.
Kritik kam auch von unerwarteter Seite: Der Verein "Fahrgast" sprach sich gegen den Plan aus, da der Wienerberg sowieso ausreichend mit Buslinien versorgt sei und unterirdische Streckenführungen kategorisch abgelehnt werden. Naja - mich mit solchen "Verkehrsesoterikern" über nötige Verbesserungen zu streiten, war mir dann doch zu blöd...
Die Zukunft des Projektes steht natürlich in den Sternen, aber zumindest gelang es, die Straßenbahn als U-Bahn-Alternative ein wenig ins Blickfeld zu bringen. Die Grünen verfolgen das Projekt weiterhin, darüber hinaus kam nun ein weiterer Vorschlag, der in dieselbe Richtung zielt - die stadtbahnartige Weiterführung der U6 im Niveau nach Stammersdorf. Für mich ist die ganze Sache erfreuliches Zeichen dafür, dass man auch als "einfacher Bürger" ein wenig bewegen kann, wenn man sein Anliegen griffig präsentiert, den richtigen Zeitpunkt erwischt und die richtigen Leute in den maßgeblichen Stellen der Parteihierarchien sitzen.
2004 wurde ich dann eingeladen, bei den "Wiener Visionen" der SPÖ mitzuarbeiten. Auch in deren Schlusskonzept konnte ich die Citytram verankern.
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